Nach einer entspannten Nacht am Bodensee packten wir unsere sieben Sachen und machten uns auf den Weg in die vier Stunden entfernte Aaresschlucht oder besser gesagt in das Dorf Balm bei Meiringen. Doch dazu mussten wir zunächst die Strecke mit unserem alten VW-Bus meistern. Die Schweiz ist bekannt für ihre hohen Bergpässe und kurvigen Straßen und verlangte unseren in die Jahre gekommenen Wegbegleiter an so mancher Passage alles ab.
Vom Bodensee kommend schlängelt sich die Landstraße vorbei an kleinen Dörfern, dichten Wäldern und farbenfrohen Wiesen. Mit den schneebedeckten Berggipfeln im Hintergrund fühlten wir uns teilweise nach Kanada oder Alaska versetzt, denn wir waren weit und breit die Einzigen und nur der einsame Adler kreuzte unseren Weg. Nach einiger Zeit überquerten wir den Zürichsee, zogen aber schnell weiter, da wir genau in den Mittagsverkehr kamen und uns lieber einen einsamen Bergsee zum Rasten suchen wollten.
Gesagt, getan, so führte uns unser Weg genau am Ufer des Zugersees und am angrenzenden Vierwaldstättersees vorbei. Bei dieser Idylle schmeckt das Essen natürlich gleich doppelt gut. Wir sprangen in unsere Badeklamotten und erfrischten uns im eiskalten See. Auch wenn wir nur knietief ins Wasser gingen, reichte dies völlig. Der Straße weiter folgend, windet sich diese vorbei am Sarnersee und Lungernersee zu unserem geplanten Ziel, dem Ort Balm bei Meiringen.
Nach einer erholsamen Nacht machten wir uns auf den Weg zu einem der beiden Eingänge der Aareschlucht. Wir entschieden uns für den Westeingang, da dieser näher an unserem Campingplatz lag und den eigentlichen Start der Talenge darstellt. Geöffnet haben beide jeweils von 08:30 - 17:30 Uhr. Eine Besonderheit ist, dass die Klamm auch am Abend Besucher empfängt, sprich von 18:00 - 22:00 Uhr wird diese mystisch beleuchtet. Egal welche Variante ihr wählt, es müssen immer 10 CHF (~ 9,50 €) pro Person Eintritt gezahlt werden.
Der Weg leitet dich nach dem Einlass vorbei an ein paar alten Gebäuden und führt anschließen geradewegs in die Schlucht. Die seit zehntausenden von Jahren durch die Aare geformte Talenge ist insgesamt 1,4 Kilometer lang und an manchen Stellen bis zu 200 Meter tief. Streckenweise führen kleine Tunnel durch das Gestein und einige Engstellen bemessen nur ein bis zwei Meter in der Breite. Es sind jedoch Geländer im Gestein angebracht, weshalb auch diese Stellen sicher überwunden werden können.
Wir waren beide sprach los als wir die ersten Meter in der Klamm zurückgelegt hatte, über schmale Holzstege führte der Pfad immer tiefer hinein, unter uns das türkise, klare Flusswasser und über uns die hohen Felsen. Wasserfälle stürzten von den umliegenden Wänden in die Tiefe und ließen nur feine Wassertropfen in der Luft zurück, die durch das schwache Licht der Sonne, die nur mühsam ihren Weg in die Schlucht fand, ein Farbenspiel zwischen den kahlen Steinen zauberten. Aber Bilder sagen mehr als tausend Worte!
Durch die hohe Luftfeuchtigkeit und die kaum wahrzunehmenden Sonnenstrahlen sind die Temperaturen im Canyon sehr niedrig. Wir waren etwas zu luftig angezogen und froh, als wir nach circa einer Stunde Gehzeit den Osteingang erreichten. Aus diesem Grund empfehlen wir euch eine Jacke mitzunehmen!
Wer will kann den gleichen Weg wieder zurück gehen. Wir entschieden uns allerdings für einen ausgeschilderten Wanderweg, der in der Nähe des Ausgangs abzweigt. So konnten wir uns in der morgendlichen Sonne etwas aufwärmen und die Aussicht auf die umliegende Landschaft genießen. Unsere Tage in der Schweiz waren bereits gezählt, denn unser nächstes Ziel war die Stadt Annecy in Frankreich!