WANDERUNG GLYKI - ACHERON
GEHZEIT - 3 h
DISTANZ - 10,5 km
HÖHENUNTERSCHIED - +480 m
SCHWIERIGKEIT - MITTEL
Parga, die malerische Stadt direkt am Meer und das hoch gelegene Kastro Anthoussa ließen wir hinter uns. Unser nächstes Ziel war das kleine Dorf Glyki, 30 Kilometer entfernt im Landesinneren Griechenlands. Doch nicht das Dorf an sich ist das Sehenswerte, sondern der nahe gelegene Fluss Acheron und dessen Quellen. Kristallklares Wasser eingerahmt in weißen Steinen, umringt von bewaldeten Hängen und steilen Felswänden, das lässt jedes Urlauberherz höher schlagen!
Bereits in der griechischen Mythologie tauchte der Fluss Acheron auf, denn er ist einer der fünf Flüsse der Unterwelt. Er wird auch als Totenfluss bezeichnet, da Charon mit seiner Fähre die toten Seelen zu Hades brachte. Und wer sich jetzt fragt - wer ist Charon und was zum Henker will er bei Hades? - hier kommt die Antwort. Für den ein oder anderen treueren Konsumenten von Filmen wie Hercules, liegt die Antwort natürlich auf der Hand. Charon ist in der griechischen, sowie römischen Mythologie ein grimmiger Fährmann, der die Toten in die Unterwelt zu Hades, dem Herrscher der Unterwelt, überführte.
Im Dorf weisen Schilder den Weg zu den Acheron Springs. Von beiden Flussseiten sind diese ersichtlich, vom linken Ufer aus gelangt man allerdings direkt vor die Quellen. So folgten wir den Schildern, bogen vor der Tankstelle rechts ab und hielten erst am Ende der Straße. Hier befindet sich ein riesiger Parkplatz direkt am Fluss und auch der Einstieg zum kurzen Spaziergang zu den Quellen. Der Weg führt 500 Meter durch einen verwunschenen Wald. Man kommt sich fast vor wie im Märchen, rechts der kristallklare, hellblaue Fluss, links riesige Bäume mit Efeu überwuchert. Die letzten Meter zu den Quellen erwiesen sich dann als etwas schwierig. Der Pfad ist zum Teil weggeschwemmt und nur noch große Steine und Äste führen über das Wasser zur Quelle. Doch ist man einmal angelangt, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Unmengen von Wasser sprudelt am Fuße einer riesigen Felswand aus dem Boden und speist den Fluss mit neuer Kraft. Kein Wunder, dass die alten Griechen hier den Zugang zur Unterwelt vermuteten.
Für den nächsten Tag hatten wir uns auch bereits eine Aktivität vorgenommen. Es sollte zu einer alten Wassermühle gehen und anschließend folgten wir dem Fluss auf den Spuren von Charon und Hades. Wir starteten am Morgen auf der anderen Flussseite. Eingepackt in vier Kleidungsschichten, Mütze und Handschuhe marschierten wir bei 4°C, dem Pfad am Wasser folgend, los. Der Wind pfiff uns um die Ohren. Nach circa 500 Metern auf Höhe der Quellen zweigt sich dieser, hier biegt ihr rechts ab und folgt den Serpentinen dem Berg hinauf. Oben angelangt leitet euch der Weg nach links an einem Hang entlang. Dieser führt tiefer ins Tal und nachdem ihr den großen Tunnel passiert habt, wird der ausgebaute Weg zum Trampelpfad. Nach 1,7 Kilometer erreicht ihr eine weitere Abzweigung. Linkerhand gelangt ihr nach 200 Metern zu einer steinernen Brücke und nach weiteren 200 Metern zu der alten Wassermühle.
Wir machten uns zuerst auf nach unten, sprich zur Brücke und zu der Wassermühle. Dieses Teilstück des Flusses ist ziemlich eng. Durch die großen Wassermassen, die sich hier ihren Weg durch das Massiv aus Stein bahnen, hat sich ein regelrechter Canyon gebildet. Dieser lässt sich von der Brücke, aber auch vom weiteren Weg zur Mühle ideal erkunden. Wir genossen das Rauschen des Flusses und den Kontrast vom weißen Gestein zum hellblau strahlenden Fluss. Nach einiger Zeit machten wir uns zurück zur Weggabelung, denn wir wollten noch mehr vom Totenfluss und der umliegenden Natur erleben.
Der Weg führt weiter den Berg hinauf, zuerst noch gut erhalten und gepflegt, doch bereits nach einigen hundert Metern wurde dieser zunehmend schlechter. Umgestürzte Bäume, von den Wildschweinen aufgewühlter Boden und lose Steine machten das vorankommen beschwerlich. Nach weiteren zwei Kilometern schlugen wir uns zu einem Flussbett durch und machten erstmal Mittag. Wir genossen die Sonne, die sich mittlerweile ihren Weg über das Blättermeer gebahnt hatte, die steigenden Temperaturen und entdeckten die Färbung des Flusses, die von strahlendem Hellblau bis ins Grüne reichte, aufs Neue. Nach einer kurzen Lagebesprechung einigten wir uns darauf umzukehren. Der Weg hätte sich wieder vom Fluss entfernt und aufgrund des schlechten Zustandes des Pfades sollte uns der Rückweg noch einige Körner kosten.
Nachdem wir erschöpft wieder an unserem Bus angelangt sind, entschieden wir uns den Rest des Tages am Ufer des Flusses auszuharren, in der mit Gänseblümchen gezierten Wiese Sonne zu tanken und uns bei gelegentlichen Kneippgängen im klaren Wasser abzukühlen. Traumhaft! Im Sommer können hier Flussbettwanderungen und Rafting Touren gestartet werden. Vor allem die Wanderung im kristallklaren Fluss würde uns brennend interessieren. Wenn die Zeit es erlaubt werden wir hier zu einer wärmeren Jahreszeit definitiv noch einmal vorbeikommen und empfehlen jedem hier einen Abstecher einzuplanen! Doch für dieses Mal waren unsere Tage am Totenfluss gezählt, wir sehnten uns wieder nach Meer. Die Straßen führten uns wieder zurück zur Küste und weiter Richtung Süden. Lefkada wartete bereits auf uns!