Annecy, eine beschauliche Alpenstadt im Südosten Frankreichs und unsere nächste Station auf unserem Roadtrip. Von der Aareschlucht kommend, führte uns die Landstraße an klaren Bergseen und einigen Etappen der Tour de France vorbei und spuckte uns schließlich am Genfersee aus. Dort verbrachten wir eine Nacht unweit des Gewässers und überquerten am nächsten Morgen die Grenze nach Frankreich. Nach insgesamt 260 Kilometern erreichten wir unser Tagesziel, die idyllische Altstadt zog uns sofort in ihren Bann und noch heute schwärmen wir vom Spaziergang im Venedig der Alpen!
Der erste Punkt unserer Tagesordnung bestand darin, einen geeigneten Campingplatz zu finden. Nach ein paar Diskussionen in welche Richtung wir fahren sollten, wurden wir schließlich fündig. Am Ufer des Lac d'Annecy lag ein malerischer kleiner Platz, der von einem älteren Franzosen geführt wird. Wir hatten uns im Vorfeld erkundigt bezüglich der sprachlichen Barriere, da keiner von uns auch nur ein Wort französisch sprach. Viele schrieben über die Feindseligkeit der Einheimisch gegenüber den Reisenden ohne französische Sprachkenntnisse. Doch wir wurden von dem älteren Herrn so freundlich in Empfang genommen und sobald er hörte, wie ich heiße, war er gleich noch mehr Feuer und Flamme. Er führte uns in das Hauptgebäude, zeigte uns stolz ein Kochbuch mit den Titel Luisa und erzählte überschwänglich zahlreiche Geschichten auf französisch. Wir verstanden natürlich kein Wort, aber der alte Mann sprudelte geradezu über vor Freude, was unweigerlich angsteckend war. So standen wir lächelnd in einer kleinen Kammer mit einem alten Franzosen in einem noch älteren Haus und verstanden nur Bahnhof.
Nachdem wir uns von dem betagten Herrn loseisen konnten, parkten wir unseren VW-Bus auf dem vorgesehenen Platz. Als alle Formalitäten erledigt waren, konnte uns nichts mehr halten, wir packten unsere Badesachen, überquerten die Hauptstraße und standen direkt am Ufer des Lac d'Annecy. Dieser ist einer der größten und saubersten Seen ganz Frankreichs und eignete sich ideal für die längst überfällige Abkühlung. Wir verbrachten den Tag am See, genossen die warmen Sonnenstrahlen auf unserer Haut und wagten uns ab und zu in das erfrischende, klare Wasser.
Gegend Abend wollten wir der nahen Altstadt einen Besuch abstatten. Wir schnappten uns unseren Bus und rollten in einer Lawine aus Metall in Richtung Stadt. Dies stellte sich als Fehler heraus, denn so voll die Straßen waren, so voll waren auch die Parkplätze. In unserem Auto herrschten gefühlt 50° Grad. Aus diesem Grund würden wir beim nächsten Besuch einfach zu Fuß in die Stadt marschieren.
Endlich in der Altstadt angekommen, standen wir auch gleich dem Wahrzeichen, dem Palais de I'Isle, gegenüber. Das Haus befindet sich inmitten des Flusses Thiou und wurde 1132 erbaut. Über die Jahrhunderte hatte das Gebäude verschiedene Aufgaben, vom Hauptsitz der Grafschaft von Genf bis hin zum Gefängnis war alles dabei. Heute liegt es sanft eingebettet in den bunten Fassaden der umliegenden Häuser und dem klaren Wasser des Flusses. Kein Wunder, dass sich zu den Stoßzeiten die Touristen hier nur so tummeln. Folgt ihr den Kopfsteinpflasterstraßen gelangt ihr immer tiefer in die schmalen Gassen der Altstadt. Die pastellfarbenen Häuser befinden sich teilweise direkt an den Kanälen des Flusses. Und hätten wir es nicht besser gewusst, hätte man meinen können, wir würden uns direkt in Venedig befinden. In der Tat erklärt dies auch den Spitzname der Stadt, denn nicht umsonst wird sie liebevoll Venedig der Alpen genannt.
Nach einer leckeren Pizza und zwei großen Kugeln Eis schlenderten wir bezaubert von der Schönheit der Stadt am Fluss entlang, bestaunten die Gebäude und machten uns im Anschluss langsam auf den Weg zurück zu unserem Bus. Am Campingplatz angekommen, ließen wir den Abend am Seeufer ausklingen. Am Ende eines Steges ließen wir die Beine im kristallklarem Wasser taumeln und bewunderten entspannt das Farbenspiel des Sonnenuntergangs. Die Erholung war auch zwingend erforderlich, denn der nächste Tag sollte es in sich haben. Unser Ziel, der Lac de Serre-Ponçon.