Fast etwas wehmütigen rollen wir vom Hochplateau des Bucegi Nationalparks hinab. Mehrere Tage in der wunderschönen Natur Rumäniens, der Einsamkeit und der einzigartigen Stille liegen hinter uns. Doch wir möchten auf unseren Reisen auch in die Kultur und Geschichte des jeweiligen Landes eintauchen und was bietet sich hier nicht besser an als eine Stadt aus dem 13. Jahrhundert?
Die Rede ist von Brasov, gegründet von einem Deutschen Ritterorden unter dem Namen Corona. Dies bedeutet auf Lateinisch Krone und davon leitet sich auch der deutsche Name Kronstadt ab. Bereits zur damaligen Zeit war die Ansiedlung eine der größten und wirtschaftlich wichtigsten der Region. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert, denn Brasov ist eine der meistbesuchtesten Städte Rumäniens.
Längst aus der Ferne können wir die ersten Ausläufer von Kronstadt ausmachen. Der Hollywood ähnliche Schriftzug „Brasov“ am 960 Meter hohen Berg Tâmpa ist ein weiterer Anhaltspunkt, dass wir unser Ziel für den heutigen Tag gleich erreichen. Unseren VW-Bus parken wir etwas abseits von der Altstadt und schlendern die letzten Meter zu Fuß durch die Purzengasse, die mit kleinen Geschäften und Restaurants gesäumt ist, zum Rathausplatz. Dieser bildet das Zentrum von Brasov und ist an diesem sonnigen Septembertag gut besucht. Von dort starten wir unseren kleinen Rundgang durch die geschichtsträchtige Stadt und unseren ersten Punkt kannst du gar nicht verfehlen.
Die schwarze Kirche ist nur einen Steinwurf vom Rathausplatz entfernt und wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Ungeachtet von verschiedenen Katastrophen wie Kriegen und Bränden blieb das gotische Gebäude bis heute bestehen. Letzteren verdankt sie übrigens ihren Namen, denn ein Stadtbrand überzog die Außenwände mit schwarzem Ruß. Die Biserica Neagră ist mit einer Länge von 89 Metern darüber hinaus noch die größte Kirche im ganzen Land.
Eine Querstraße weiter befindet sich ein echtes Highlight, die Schnurgasse. Die dritt engste Gasse in Europa mit einer maximalen Breite von 1,35 Metern wurde im 17. Jahrhundert für die örtliche Feuerwehr errichtet, um möglichst schnell in die einzelnen Stadtbereiche zu gelangen. Heute ist die Strada Sforii, wie sie auch genannt wird, eine Straßenkunstgalerie und beliebtes Fotomotiv bei Touristen.
Unweit davon sind noch zwei weitere Sehenswürdigkeiten. Das Katharinen- und das Schei-Tor, die beide den Eingang zur Innenstadt abriegelten. Denn rumänischen Einwohner der Gemeinde Schei, die sich außerhalb der Stadt Brasov befindet, war es untersagt Eigentum in der Altstadt zu besitzen und nur zu bestimmten Zeiten und gegen Gebühr erhielten diese Einlass und durften innerhalb der Stadtmauern Handel betreiben.
Und ein weiteres historisches Gebäude darf auf unserem Rundgang durch die Stadt nicht fehlen. Der Schwarze Turm, erbaut im 15. Jahrhundert außerhalb der Stadtmauern, diente dieser als Aussichtsturm. Wie bei der Schwarzen Kirche, sorgte ebenfalls ein Brand und die geschwärzte Fassade für den neuen Namen. Unser Rundgang endet wie er begann, am Rathausplatz. Ein kleiner Markt mit regionalen Produkten sorgt für die nötige Stärkung nach dem Sightseeing und eine kurze Rast in einem nahegelegenen Café macht unseren kleinen Ausflug perfekt.
Die wirtschaftlich stärkste Stadt in Siebenbürgen ist unserer Meinung absolut sehenswert, nicht umsonst gehört sie, wie bereits erwähnt zu den meistbesuchtesten Städten des ganzen Landes! Nach diesem kurzen aber intensiven Einblick in die Geschichte der Stadt Brasov zog es uns zurück in die Natur! Der 7-Leitern-Canyon, nur circa 15 Minuten von Brasov entfernt ist unser nächstes Ziel. Dieser soll einem den Puls in die Höhe treiben, aber nicht vor Anstrengung!