Ksamil oder besser gesagt der angrenzende Nationalpark Butrint waren unsere nächste Stecknadel auf der Landkarte von Albanien. Von Syri i Kaltër kommend folgten wir der relativ gut ausgebauten Straße in das Örtchen Ksamil, das mit wunderschönen Stränden lockt. Es war schon spät abends, wir parkten unseren VW-Bus in der Nähe eines Aussichtspunkt und machten uns erst am nächsten Tag auf zu einer Entdeckungstour.
Unser erstes Ziel war die Burg von Ali Pasha in der Mündung des Vivar-Kanals. Diese Festung wurde auf einer kleinen Insel erbaut und sollte vor den französischen Angriffen aus Korfu schützen. Vom Aussichtspunkt führt eine kleine Schotterstraße hinab zum Fluss und vorbei an den Überresten von Bunkern. Diese zeugen noch heute vom Wahn des Diktators Enver Hoxha, der in den 1970er und 80er im ganzen Land über 200.000 solcher Stellungen errichten ließ, um sich vor Angriffen aus dem Ausland zu schützen. An unserem eigentlichen Ziel der Burg von Ali Pasha angelangt, mussten wir uns mit dem Blick vom anderen Flussufer und der Vogelperspektive begnügen, da diese nur über das Wasser erreichbar ist.
Am Nachmittag wollten wir den heißen Temperaturen entfliehen und fuhren in das nahegelegene Ksamil, das bekannt für seine traumhaften Strände ist. Mit dem Namen Bora Bora werden gleich einmal Vorstellungen geweckt, die aber nicht erfüllt werden. Grundsätzlich wären es durchaus traumhafte Strände mit vorgelagerten Inseln, jedoch reiht sich ein Hotel an das nächste, Sonnenliegen und Schirme dicht an dicht lassen keinen Zentimeter Freiraum. Darüber hinaus wurden wir an gefühlt jeder Ecke angequatscht, ob wir nicht etwas kaufen oder eine Bootsfahrt buchen wollen. Als wir endlich, schon leicht genervt ein kleines Fleckchen freien Strand gefunden hatten, wurden wir Augenzeugen von zwei Schlägereien. Spätestens da war uns klar, dass Ksamil definitiv nicht unser Geschmack ist.
Dafür sollte es am nächsten Tag zum Butrint Nationalpark gehen, der sich nur wenige Kilometer außerhalb von Ksamil befindet. Am Eingang des Geländes werden 1.000 Lek (~ 8€) Eintritt pro Person kassiert. Neben den Eintrittskarten wird noch eine übersetzte Infobroschüre ausgehändigt. Das Gelände öffnet übrigens ab 9 Uhr seine Tore und es lohnt sich durchaus früh vor Ort zu sein. Die antike Stadt und ihre Ausgrabungen sind eines der meist besuchtesten Touristenziele des Landes. Das seit 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Areal wurde erst zwischen 1928 - 1936 freigelegt. Die Anfänge der Ansiedlung gehen zurück bis ins 8. Jahrhundert v. Chr. und wurden laut Mythologie von ehemaligen Einwohnern der Stadt Troja errichtet. 228 n. Chr. wurde Butrint von den Römern übernommen und grundlegend verändert. Einige Monumente, wie zum Beispiel die große Basilika oder die Taufkapelle lassen noch erahnen, wie es zur damaligen Zeit ausgesehen hat.
Als wir wieder am Eingang angelangten, drängten sich bereits mehrere Reisegruppen durch die Tore und wir waren wieder einmal froh, die Morgenstunden genutzt zu haben. Der Butrint Nationalpark ist definitiv einen Besuch wert, vor allem wenn man eine solche Ausgrabungsstätte noch nicht gesehen hat. Wir hatten erstmal genug von der Hitze, Strand und Meer. Wir wollten etwas mildere Temperaturen, uns zog es in die Berge! Unser nächstes Ziel war der Llogara Nationalpark.