Castiglione della Pescaia - wie der Name schon erahnen lässt, handelt es sich hierbei um eine kleine Stadt mit geschichtsträchtiger Burg. Dieser Stopp war auf unserer ursprünglichen Route eigentlich nicht eingeplant. Doch wie heißt es so schön, der Weg ist das Ziel und so standen wir in der imposanten Festung und ließen unseren Blick zum Abschied über die ruhige See streifen. Doch lasst uns von vorne beginnen.
Von Baratti kommend peilten wir die Stadt Punta Ala und einen nahegelegenen Campingplatz an. Hier wollten wir es uns für ein paar Tage gemütlich machen und die angrenzenden Strände erkunden. Am ersten Camp angekommen herrschte heilloses Chaos. Zahlreiche Neuankömmlinge mit ihren Wohnmobilen bildeten eine lange Schlange. Beppo blieb bei unserem Gefährten und ich versuchte am Check-In mein Glück. Der Angestellte am Schalter sprach nur italienisch, ließ Menschen hinter mir vor und wimmelte mich nach einer gefühlten Ewigkeit mit der Aussage „Ihr Auto muss in der Schlange stehen“ ab. Mit Händen und Füßen versteht sich. Ok, es war Samstag Vormittag, also An- und Abreisetag, aber trotzdem kehrte ich genervt zum Bus zurück. Wir versuchten beim benachbarten Platz unser Glück. Dort gab es aber nicht einmal eine Rezeption, hier muss alles im Vorhinein gebucht werden, also entschieden wir uns, einen Parkplatz anzufahren und am Abend nach einem Stellplatz zu suchen. Das ist das Risiko, wenn man so spontan reist wie wir, aber das Risiko ist es unseres Erachtens allemal wert!
An der Straße zu den Campingplätzen befindet sich links der kleine, staubige Parkplatz. Dieser liegt zwar in der prallen Sonne, kostet aber pro Stunde nur 50 Cent und da wir keine Zeit mehr verlieren wollten, reihten wir uns im sandigen Untergrund ein. Schnell packten wir unsere sieben Sachen und machten uns auf den Weg zum Meer. Punta Ala ist bekannt für seine umliegende Strände, besonders für den Cala Civette und Cala Violina. Letzteren hoben wir uns für den nächsten Tag auf, dachten wir zumindest. So machten wir uns zu Fuß auf zum Strand Cala Civette. Dazu müsst ihr lediglich der Straße Richtung Meer folgen, bzw. Richtung Campingplätze. Kurz bevor ihr den ersten erreicht, überquert ihr eine kleine Brücke. Hier müsst ihr rechts in das Gebüsch abbiegen und dem Trampelpfad folgen. Nach ein paar hundert Metern befindet sich das Meer direkt vor euch, aber noch nicht der gewünschte Strand. Um zu diesem zu gelangen musst du den Fluss zu deiner Rechten durchschreiten und anschließend dem steinigen und holprigen Weg der Küste entlang weiter folgen. Insgesamt dauert der Marsch circa eine halbe Stunde und beläuft sich auf eine Distanz von zwei Kilometern. Achtet auf passendes Schuhwerk, mit FlipFlops werdet ihr hier nicht weit kommen.
Endlich am Cala Civette angekommen machten wir es uns gemütlich und genossen unser mitgebrachtes Essen. Nach ein paar Badegängen frischte der Wind immer stärker auf. Schlussendlich peitschte es uns den Sand ins Gesicht und auch den ein oder anderen Sonnenschirm konnte nichts mehr halten. Wir versuchten uns weitestgehend vom Wind abzuschotten, verloren jedoch trotzdem nach ein paar Stunden die Lust. Wir planten die weitere Vorgehensweise, denn auf unserer kurzen Wanderung hierher fanden wir auch den Einstieg zum Strand Cala Violina. Dieser ist nur per Boot oder eben zu Fuß erreichbar. Allerdings stand am Startpunkt ein riesiges Schild, auf dem stand, dass vor dem Besuch einen Platz reserviert werden müsste, ansonsten drohen Geldstrafen. Nachdem wir die entsprechende Internetseite zum Buchen aufriefen, folgte schnell die Ernüchterung. In den nächsten vier Tagen war der Strand komplett ausgebucht. Nach kurzer Beratung entschieden wir der Küste weiter Richtung Süden zu folgen.
Und so zog es uns wie anfangs bereits erwähnt, ungewollt in Richtung Castiglione della Pescaia. Wir suchten uns am Meer einen geeigneten Stellplatz und waren dankbar, endlich den ganzen Sand vom Körper waschen zu können. Ganz in der Nähe befindet sich der Nationalpark Maremma, der mit tollen Wanderung und einsamen, menschenleeren Stränden lockt. Diesem wollten wir grundsätzlich einen Besuch abstatten, da aber die für uns interessanten Touren mindestens 6 Kilometer lang waren und es durchgehend über 40 Grad hatte, entschieden wir uns es entspannt angehen zu lassen. Aber als kleiner Tipp für euch, der Ort Alberese ist der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen, hier findet ihr auch eine Touristeninformation.
Und so rückte schlussendlich die Stadt selbst ins Rampenlicht. Vollkommen ungeplant, aber im Nachhinein einer der schönsten Orte, den wir besucht haben. Unseren VW-Bus parkten wir am Ortseingang auf einem kostenpflichtigen Parkplatz, für 1,50 € pro Stunde. Nach einem entspannten Frühstück am Meer, inklusive Cappuccino und Croissant, machten wir uns auf den Weg in Richtung Festung. Die schmalen mit Steinen gepflasterten Straßen locken mit zahlreichen Boutiquen und auch wir konnten einem entspannten Bummel nicht widerstehen. Stetig schlängeln sich die Gassen den Berg hinauf, bis sie am Eingangstor der historischen Burg zu enden scheinen. Doch hinter der Mauer aus Stein fanden sich weitere malerische Häuser und atemberaubende Aussichtspunkte, die einen tollen Blick auf die Stadt, die Leuchttürme und natürlich das Meer erlaubten. Wenn ihr den Wegen weiter Richtung Friedhof und darüber hinaus folgt, bietet sich wiederum ein wunderbarer Blickwinkel auf die Burg selbst. Diese wurde von den Pisaner erbaut, die vom 10. bis ins frühe 15. Jahrhundert die Gegend regierten. Nach der Eroberung Pisas durch Florenz 1406 herrschte hier die Medici-Familie, eine der bekanntesten italienischen Familien. Nach zahlreichen Besitzerwechseln gehört die Festung seit 1860 dem italienischen Staat.
Die Zeit verging wie im Flug, wir genossen den Ausblick hoch über der Stadt und ruhten uns unter den schattenspendenden Bäumen aus. Die kleinen, schmalen Gassen und die malerischen Häuser lassen uns noch heute in Tagträume entfliehen und auch wenn Castiglione della Pescaia ursprünglich nicht auf unserer Route durch Italien eingeplant war, würden wir definitiv wieder hierher zurückkehren. Für unser rollendes Zuhause stand allerdings die nächste lange Etappe auf dem Plan. Wir verabschiedeten uns von der kontrastreichen Westküste Italiens und zogen weiter ins Landesinnere. Saturnia, bekannt für seine heißen Quellen, sollte unser nächstes Ziel sein!