Delphi - viele denken da sofort an den Griechen nebenan, doch hinter diesem Namen verbirgt sich so viel mehr. Eine antike Stätte, die den damaligen Mittelpunkt der Erde darstellte, war einer der heiligsten Orte Griechenlands. Zwischen den Hängen des Parnass eingebettet liegt die antike Kultstätte und genau dorthin führte unser Weg. Nach einer atemberaubenden Zeit auf der Insel Euböa hatten wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen und die Vorfreude auf einen erneuten Ausflug in die griechische Mythologie war riesig.
Während im Tal bereits der Sommer Einzug hielt, führten uns die Straßen in Richtung schneebedeckter Berge. Wir staunten nicht schlecht, als wir den Ort Arachova passierten. Unzählige Touristenbusse und Menschenmassen drängten sich durch die schmalen Gassen und ein Skihotel reihte sich an das nächste! Wo sind wir denn hier gelandet, dachten wir uns. Pelzmäntel und Hüte werden verkauft und an jeder zweiten Ecke kann man sich Ski ausleihen. Das haben wir hier nicht erwartet. Später hat uns ein freundlicher Mitarbeiter an der Archäologischen Stätte in Delphi erklärt, dass es sich bei dem Ort um einen der bedeutendsten Skiorte Griechenlands handelt. In den Monaten September bis November treffen sich hier die "Schönen und Reichen", vergleichbar mit St. Moritz oder wie es die Einheimischen bezeichnen, das Mykonos des Winters! Schade, dass wir unsere Ski nicht im Gepäck haben.
Nur etwa 10 Autominuten davon entfernt befindet sich Delphi, mit der gleichnamigen Ausgrabungsstätte und dem Museum. Diese haben täglich von 8 - 20 Uhr geöffnet und der Eintritt beläuft sich auf 12 € pro Person. Da wir den Massen an Menschen entgehen wollten, standen wir pünktlich zur Öffnung der Tore an der Ausgrabungsstätte. Delphi war bekannt für das Orakel, in dem die Pythia zum Sprachrohr der Götter wurde. Der Frau wurden im Tempel des Apollon die Fragen der Pilger vorgetragen. Hierbei befand sie sich in einem Trancezustand, der wahrscheinlich von aufsteigenden Dämpfen aus den Erdspalten unter dem Tempel hervorgerufen wurde. Anschließend stammelte die Pythia, berauscht von den Gasen, unverständliche Phrasen, die die Priester anschließend ausformulierten. Kein Krieg und keine wichtige politische Entscheidung wurde getroffen, ohne zuvor das Orakel befragt zu haben. So mauserte sich der Ort in der Antike zum religiösen und spirituellen Zentrum des Landes. Vor allem die Gemeinschaft der Priester, die die Weissagungen der Pythia wiedergaben, erlangten durch ihre geschickten Vorhersagen unangefochtene Macht und lenkten so die Entwicklungen des Landes. Doch das Orakel ist nicht das einzige Highlight der Ausgrabungsstätte, denn in den Hängen des Berges Parnass befindet sich darüber hinaus auch der Nabel der Welt! Laut der griechischen Mythologie ließ Zeus zwei Adler, jeweils an einem Ende der Welt losfliegen. Der Ort, an dem sich ihre Flugbahnen trafen, war der Mittelpunkt der Erde. Dies geschah über Delphi und der Punkt wurde mit einem Stein, dem Omphalos, dem Nabel der Welt, markiert.
Doch irgendwann geriet die Stätte in Vergessenheit, so wurde sogar ein ganzes Dorf auf den Ruinen erbaut. Erst bei den Ausgrabungen 1892 wurden die Überreste des Mekkas der Antike wieder an das Tageslicht befördert. Mit der Ernennung Delphis zum UNESCO-Weltkulturerbe, wurde das einstige Orakel zum Touristenmagnet. Den bereits erwähnten Apollon Tempel, der das Zentrum des Heiligtums darstellte, soll unter anderem der Spruch "Erkenne dich selbst." geziert haben. Die vielzitierte Inschrift findet auch heute noch, vor allem beim Thema Selbstfindung Gehör. Etwas oberhalb ist ein Amphitheater in den Hang gemauert und bietet einen atemberaubenden Blick auf die Berghänge und die Tempelruinen. Am höchsten Punkt der Anlage befindet sich das Stadion, Austragungsstätte der Pythischen Spiele. Diese waren vergleichbar mit den Olympischen Spielen.
Auch das Museum enthält einige wichtige Artefakte und Funde, so zeugen die überlebensgroßen Figuren von Männern und die Sphinx von der damaligen Handwerkskunst. Auch die Statue eines Siegers der Pythischen Spiele ist erhalten geblieben. Etwas unterhalb des Hauptgeländes können noch weitere Tempel und Ruinen besichtigt werden, diese sind ebenfalls gut mit Schildern ausgeschrieben. Ihr solltet für euren Besuch in Delphi circa 3 - 4 Stunden einplanen und möglichst früh starten, da mittags unzählige Touristenbusse ankommen. Vor Corona schoben sich täglich 7.000 Besucher durch das Gelände, das frühe Aufstehen lohnt sich also!
Unser voraussichtlich letzter Ausflug in das Antike Griechenland war ein ganz besonderer. Während unserer Reise haben wir uns intensiv in die Thematik eingearbeitet. Wir hätten noch drei Absätze beispielsweise über die Entstehung der Kultstätte, der Namensgebung oder den Riten des Heiligtums schreiben können, aber wir wollen euch ja nicht mit Details erschlagen. Da nahezu in jedem Mythos der Alten Griechen, Delphi eine Erwähnung findet, war die Vorfreude entsprechend groß. Und wir wurden nicht enttäuscht! Wer seinen Urlaub in Griechenland plant, sollte den Nabel der Welt definitiv in seine Route einplanen. Von Delphi zog es uns weiter in den Norden, besser gesagt in die Region rund um Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands!