Die Zeit in der Region Mani schien zu verfliegen, allerdings kehrten wir dieser nach über zwei Wochen den Rücken. Schweren Herzens versteht sich. Doch ein Highlight hielt die Mani für uns noch bereit! Vom südlichsten Punkt des griechischen Festlandes, dem Kap Tenaro, kommend, führte uns die schmale kurvige Straße an der Ostküste des zweiten Fingers der peloponnesischen Halbinsel wieder Richtung Norden. Vorbei an steilen Klippen und atemberaubenden Buchten, blühenden Hängen und ausgestorbenen Dörfern. Unser Ziel für die kommenden Tage, es sollte endlich wärmer werden, war der Ort Gythio beziehungsweise dessen angrenzender Strand Valtaki. Hier wartete ein rostender Riese auf uns!
Die Stadt mit ihren rund 7.000 Einwohner nutzen wir nur als kurzen Stopp, um unsere Einkäufe zu erledigen. An sich war diese bereits in der Antike ein wichtiger Standort. Die Spartaner platzierten hier einen ihrer Kriegshäfen und viele Exporte liefen über den Ort. Von dieser Zeit ist außer einem kleinen Theater nichts mehr übrig geblieben. Außerdem waren wir auf der Suche nach etwas Ruhe und Erholung, deswegen verschlug es uns an den fünf Kilometer entfernten Valtaki Beach.
Bereits bei der Anfahrt zum Strand kannst du einen Blick auf ein riesiges Containerschiff erhaschen, das auf einem kilometerlangen Sandstrand steht. Da sind wir aus dem Staunen nicht mehr heraus gekommen und ich musste mich konzentrieren, nicht vom Weg ab zu kommen. Im ersten Moment könnte man meinen, es hätte hier nur seinen Anker gesetzt, doch spätestens beim zweiten Blick fällt auf, dass es sich um ein Wrack handelt.
Von der Hauptstraße muss scharf nach rechts abgebogen werden. Anschließend erreichten wir nach einigen Hundert Metern auf einem schmalen Weg einen weitläufigen Parkplatz (siehe Karte). Es standen auch bereits einige andere Camper auf dem Platz. Wir suchten uns einen geeigneten Stellplatz und machten uns direkt auf den Weg zum Wrack, das unübersehbar am langen Sandstrand thront. Es ranken sich einige Mythen um das Schiff, doch es gibt auch eine offizielle Version. Der Kapitän des Schiffes Dimitrios musste 1980 dringend in ein Krankenhaus und legte im Dorf Gythio an. Allerdings kehrte dieser nie mehr zurück und die Gemeinde entschied das Schiff vor dem Hafen zu ankern. Am 23.12.1981 riss sich der Koloss aus Stahl bei einem starken Sturm los und erlitt Schiffbruch am wenige Kilometer entfernten Strand. Damit ihr auch eine Vorstellung von den Dimensionen bekommt, das Wrack ist 66,7 m lang und 10,08 m breit und konnte 1220 t transportieren.
Wer denkt, dass es schon untertags sehenswert ist, der sollte unbedingt wie wir zum Sonnenaufgang aufstehen. Denn wenn die Sonne im Osten über den Bergen aufgeht und sich das Schiff langsam in den warmen Sonnenstrahlen färbt, wird einem klar, dass sich das Aufstehen gelohnt hat. Wer seinen Urlaub auf Peloponnes verbringt, MUSS definitiv zum Valtaki Beach und zum rostenden Riesen. Vielleicht können unsere Bilder den verbliebenen Unentschlossenen ja einen letzten Anstoß geben.
Doch nicht nur das Schiffswrack machte unseren Aufenthalt an diesem Ort zu einem ganz besonderen. Wie bereits erwähnt fanden sich auf dem großen Parkplatz neben uns noch andere Camper ein. Mit zwei hatten wir an anderen Reisezielen bereits kurz Kontakt, jedoch beschränkte sich dieser auf den üblichen Smalltalk. Nachdem wir das Schiffswrack zu zweit unter die Lupe genommen hatten, kamen wir mit der Gruppe ins Gespräch. Sie luden uns zum abendlichen Lagerfeuer ein. Wir tauschten uns bei unterhaltsamen Diskussionen über alle erdenklichen Themen aus, gaben uns Tipps für die Weiterreise und hatten eine gute Zeit! Untertags kam wieder jeder seinen Sachen nach, nur beim gelegentlichen Balanceakt auf der Slackline kam man kurz zusammen, um am Abend dann wieder in geselliger Runde um das lodernde Feuer zu sitzen, über uns der sternenklare Himmel.
Während einer solch langen Reise setzt man sich früher oder später mit sich selbst auseinander, und ich weiß nicht wie beziehungsweise warum aber während unseres Aufenthalts beim Dimitrios Schiffswrack ist mir das bislang am besten gelungen. Lag wahrscheinlich an den tollen Leuten. Nach dieser spannenden aber auch herausfordernden und intensiven Zeit, auch die schönsten Tage gehen mal zu ende, zogen wir schließlich weiter. Wir verließen die Region Mani, die uns beide vom Hocker gehauen hat, denn wir wollten durch die engen Gassen der Stadt Monemvasia bummeln, die auf einer kleinen Insel am Fuße eines gigantischen Felsblocks errichtet wurde.