Malerische Wälder, idyllische Wasserfälle und imposante Berge, so hat uns ein alter, griechischer Mann den Olymp Nationalpark und die Enipeas Schlucht beschrieben, als wir ganz zu Beginn unserer Reise an einem Strand auf Korfu mit ihm über sein Land gesprochen hatten. Spätestens da hatten wir den Entschluss gefasst, irgendwann am Fuße des gigantischen Bergmassivs, genauer gesagt in der Stadt Litochoro, zu parken, die Wanderschuhe zu schnüren und den Gipfel der Götter zu erklimmen!
Die Vorfreude war entsprechend groß und hat sich in den letzten Monaten, in denen wir an den griechischen Küsten das Land entdeckten nur noch mehr gesteigert. Doch leider mussten wir krankheitsbedingt unseren Plan, den Olymp Anfang Mai zu erklimmen canceln. Nach erholsamen Tagen mit Besuch aus der Heimat, die wir überwiegend am Strand und mit der Sichtung des überaus seltenen Albino Wals verbrachten, schulterten wir schließlich am Ende des Monats unseren Rucksack und machten uns auf in die Enipeas Schlucht.
Hier bestehen mehrere Möglichkeiten den Canyon zu erkunden. Da Lui immer noch nicht ganz fit war, entschlossen wir uns mit unserem VW-Bus zu dem alten Kloster von St. Dionysios zu fahren. Von hier aus folgten wir dem Fernwanderweg E4 2,5 Kilometer bergauf zu einem Wanderparkplatz mit Restaurant, von dem die Touren zu den Gipfeln des Gebirgszuges starten. Entlang des Flusses Enipeas, der der Schlucht ihren Namen verleiht, passierten wir zwei, der vom alten Mann beschriebenen Merkmale des Nationalparks. Grüne Laubbäume spendeten uns Schatten, als wir die vom Schmelzwasser gespeisten Wasserfälle bestaunten. Am Fuße des Enipeas Wasserfalls sammelt sich das kalte Wasser in einem Becken, die perfekte Abkühlung an heißen Sommertagen.
Da Lui leider krankheitsbedingt keine größeren Touren machen konnte, marschierte ich am nächsten Tag alleine Richtung Gipfel und am darauffolgenden Tag vom Kloster nach Litochoro. Diese zweite Wanderung durch den Canyon war ohne Übertreibung die schönste, die ich bislang gemacht habe. Lag es an den verwunschenen Wäldern, den rauschenden Wasserstürzen, den malerischen Brücken oder dem Blick auf das entfernte Meer und die schneebedeckten Berge, ich kann es nicht genau sagen, aber der Nationalpark der sich rund um den Sitz der Götter befindet hat mich in seinen Bann gezogen. Erneut dem Wanderweg E4 folgend, erreichte ich nach circa 8 Kilometern den Bergsteigerort Litochoro. Die Wanderung vom Vortag und der Marsch zurück in die Zivilisation verlangten mir doch einiges ab und ich war froh, als ich heil am Bus ankam, die Wanderschuhe ablegen und meine wohlverdientes Mittagessen genießen konnte.
Der alte Mann sollte Recht behalten. Der Olymp Nationalpark und die Wanderung durch die Enipeas Schlucht sind ein absolutes Highlight im Land der Götter. Doch das waren nur zwei der beschriebenen Eigenschaften des Bergmassivs. Der Aufstieg zu den Gipfeln, dem höchsten Gebirgszug Griechenlands und dem Sitz der Götter sollte es in sich haben.