Florenz, Hauptstadt der Toskana und nach Pisa unser nächstes Highlight auf unserem Roadtrip durch Italien. Auf den Spuren meiner Abschlussfahrt entdeckten wir das beliebteste Urlaubsland der Deutschen hier aufs Neue. Die Kathedrale aus weißem und grünem Marmor hatte mich vor 10 Jahren so nachhaltig beeindruckt, vielleicht auch weil genau zu dieser Zeit Assassins Creed 2 erschienen ist, dass der Städtetrip ganz oben auf meiner Liste stand!
Wir entschieden uns von Pisa aus den Weg in das 80 Kilometer entfernte Florenz nicht mit unserem geliebten 4-reifigen Begleiter zu bestreiten, wir wählten die Bahn. Vom Campingplatz in Pisa aus, der Bus blieb in der Zwischenzeit stehen, marschierten wir circa 10 Minuten zum Bahnhof in Pisa - San Rosse. Bei der nächsten Haltestelle, dem Hauptbahnhof, stiegen wir in den Fernzug nach Florenz. Zu unserem Erstaunen verlief sowohl der Ticketkauf, als auch die Hin- und Rückfahrt absolut reibungslos. Lediglich mit dem Entwerten der Tickets hatten wir zu kämpfen, doch mit der freundlichen Hilfe eines Einheimischen, man muss das Ticket im Schlitz ganz nach links ziehen?!, meisterten wir auch diese Hürde. So standen wir nach nur einer Stunde Fahrzeit um 9:00 Uhr vormittags entspannt und ausgeruht in der Innenstadt von Florenz. Diese Alternative zur anstrengenden Autofahrt, der Rushhour im Stadtkern und der nervigen Parkplatzsuche, was in Summe wahrscheinlich mehr als doppelt so lange gedauert hätte, das Navi sagt circa 1,5 Stunden Fahrzeit, können wir definitiv so empfehlen. Und das ganze für nur 16 € pro Person. Wir würden es auch wieder genauso machen und werden uns diese Vorgehensweise auch für künftige Städtetrips im Hinterkopf behalten.
Wie gesagt, so standen wir also um 9:00 Uhr am Hauptbahnhof in Florenz und erkundeten die Stadt. Kleiner Tipp, direkt gegenüber vom Bahnhof befindet sich eine Touristeninformation, am besten besorgt ihr euch hier einen Stadtplan und habt so die wichtigsten Sehenswürdigkeiten direkt auf einen Blick dabei. Nach einer kurzen Stärkung standen wir keine 10 Minuten später vor der Kathedrale Santa Maria del Fiore. Atemberaubend. Auch 10 Jahre nach meinem ersten Besuch verzauberte mich dieser Anblick erneut und Lui, die zum ersten mal die Tore der Stadt hinter sich gelassen hatte, war ohnehin sprachlos.
Der Dom an sich wurde im Jahr 1368 fertiggestellt, allerdings fehlte zu diesem Zeitpunkt das eigentliche Herzstück, die Kuppel. Diese wurde erst über ein halbes Jahrhundert später aufgebaut und schmückt das Innere der Kirche mit einem einzigartigen 4.000 m² großen Gemälde. Grundsätzlich kann die Kathedrale kostenlos besucht werden, um die Kuppel und den Glockenturm zu begehen sind jedoch Tickets nötig. Wir hatten den Gedanken einer Besichtigung allerdings bereits nach ein paar Sekunden verworfen. Zur Hauptsaison kann es zu stundenlangen Schlangen kommen. So mussten wir dem Gebäude der kompletten Länge nach folgen um, rein aus Interesse, das Ende der Wartenden zu finden. Wir schmunzelten kurz über die in der stärker werdenden Sonne wartenden Touristen und schlenderten weiter zum Palazzo Vecchio.
Auf den Spuren der Medicis, der einstigen Herrscherfamilie der Stadt, die vom 15. - 18. Jahrhundert die einflussreichste Dynastie des ganzen Landes darstellten, erkundeten wir den Palast inklusive des 94 Meter hohem Turms und des Piazza della Signoria. Der Gebäudekomplex diente einst als Amtssitz der höchsten Beamten. Später wurde er von der herrschenden Großfamilie, von der heute nur noch eine Handvoll weißer Augenpaare starr in die Menschenmenge blicken, als Wohnresidenz umfunktioniert. Aktuell dient der einstige Palast als Rathaus der Stadt.
Nachdem wir am Piazza einige Zeit verweilten und die regungslosen Kampfszenen der weißen Kolosse bestaunten, marschierten wir in der kräftigen Mittagssonne zu einem weiteren Highlight der Stadt, das mir vor über 10 Jahren verborgen blieb. Die Ponte Vecchio, die wohl berühmteste und schönste Brücke der Welt. Naja gut ich muss gestehen, dass ich, obwohl ich vom Dom damals mehr als beeindruckt war, zu dieser Zeit dennoch ein echter Kulturbanause war und ich die restlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt, wenn dann nur im vorbeigehen bemerkte. Aber genug vom in Erinnerungen schwelgen. Die Brücke wurde 1345 an der schmalsten Stelle des Flusses errichtet, der die Altstadt in zwei Hälften zu teilen scheint. Von der Ferne macht der Übergang schon einiges her, doch betritt man ihn, fühlt mach sich wie in einer eigenen Stadt. Die kleinen Läden, die über die Brücke selbst hinaus ragen, reihen sich dicht an dicht und die Menschen drängen sich durch die schmale Gasse. Einst wurde hier ein Markt betrieben, bis im 16. Jahrhundert die Medicis beschlossen, dass nur noch Schmuckhändler auf der malerischen Brücke ansässig werden dürfen. Und so haben wir es der einstigen Herzogsfamilie zu verdanken, dass sich heute Goldschmied und Rolex Geschäft die Aussicht teilen.
Dies war nur ein kleiner Einblick in die wohl facettenreichste Stadt der Toskana. Denn jedes Highlight, jede Haus und jede Statue beim Namen zu nennen würde den Rahmen dieses Beitrags definitiv sprengen. Wir verbrachten den ganzen Tag im belebten Stadtkern, aßen Pizza und Eis, wobei hier Vorsicht geboten ist, denn die Portionen schießen deutlich übers Ziel hinaus. Im Anschluss fuhren wir überwältigt von den Eindrücken mit dem Zug zurück nach Pisa. Und was ist mit dir? Entdecke die Fiorentina, die Blühende doch auf eigene Faust und ich bin mir sicher, du wirst begeistert sein! Für uns ging es am nächsten Tag weiter nach Baratti, die Abkühlung im Meer hatten wir nach den Städtetrips auch bitter nötig, doch die Hitzewelle sollte erst noch kommen.