Auf Wiedersehen Winter - das dachten wir uns zumindest in den letzten Wochen bei Temperaturen um die 25 Grad und 12 Sonnenstunden. Aber die nächsten Tage sollten kühl und verregnet werden. Ein Grieche meinte nur schulterzuckend, dass es der kälteste Winter seit 15 Jahren sei. Es musste eine Überbrückung der folgenden Regentage her und was eignet sich da nicht besser als heiße Quellen direkt am Meer?!
So trieb es uns von den Drymonas Waterfalls zu den Thermalquellen in Loutra Edipsos, einer kleinen Stadt im Norden der Insel Euböa. Bereits in der Antike war der griechische Ort und die angrenzenden Quellen ein beliebter Anlaufpunkt für hochrangige Personen, wie Kaiser und Generäle. Man kann es ihnen nicht verdenken, denn mit mehr als 80 Quellen, die zwischen 28°C und 86°C heiß sind, findet hier jeder Erholung und Entspannung.
Und auch wir wollten etwas von der Wärme und der heilenden Wirkung des Wassers abhaben. Von den Thermalquellen geht eine therapeutische Wirkung aus, so helfen sie zum Beispiel bei Arthritis, Migräne und rheumatischen Erkrankungen. Es ist nicht verwunderlich, dass sich in der Stadt eines der modernsten Wellness-Zentren Griechenlands niedergelassen hat. Wir parkten unseren VW-Bus am Ortseingang und marschierten die letzten Hundert Meter an der Promenade entlang. Sofort entdeckten wir verschiedene Quellen, die zum Teil direkt aus dem orangen Gestein sprudeln. Andere wiederum plätschern wie Wasserfälle in das Meer hinab und direkt gegenüber eines Luxushotels befinden sich circa 10 Becken, die mit heißem Wasser gefüllt sind. Wir zögerten nicht lange, hüpften in unsere Badesachen und eilten zu den dampfenden Pools. Von einer netten Griechin bekamen wir noch den Tipp, uns unbedingt unter die kleinen Wasserfälle zu stellen und auch ein Sprung in das erfrischende Meer sollte nicht fehlen.
So verbrachten wir zwei bewölkte und etwas kältere Tage damit, in den heißen Becken, die bis zu 46°C warm sind, zu liegen und ab und an in das erfrischende Meer zu hüpfen. Die Lage der Quellen ist wirklich einzigartig. Direkt am Meer bietet sich euch ein atemberaubendes Panorama von der bergigen Westküste der Insel über den ruhigen Golf von Euböa bis hin zu den schneebedeckten Berggipfeln des griechischen Festlandes. Und wenn wir genug vom "sitzen und schwitzen" hatten, bummelten wir durch die beschauliche Stadt. Diese ist nicht weiter nennenswert, doch es gibt etliche Bars, Tavernen und Cafés, die am Abend unzählige Touristen und auch Einheimische anziehen. Wer jetzt noch etwas Bedenken wegen des Schwefel-Geruchs hat, den solche Quellen mit sich bringen, den können wir beruhigen, dieser ist nur minimal. Und wer denkt die heißen Quellen sind nur zum Baden da, der irrt. Wir haben ein junges Pärchen aus unserer Heimat Niederbayern getroffen, die im brodelnden Wasser ihre Frühstückseier gekocht haben.
Wir konnten uns nur widerwillig von den warmen Becken lösen. Doch die Schlechtwetter-Phase schienen wir überwunden zu haben und so zog es uns weitere 30 Kilometer in den Norden. Hier wartet eine paradiesische Inselgruppe, die nicht ohne Grund als die Seychellen Griechenlands bekannt sind, am Strand Lichadonisia darauf entdeckt zu werden. Leider war der Fährbetrieb während unseres Aufenthalts in der Nebensaison äußerst eingeschränkt und so setzten wir nach einer atemberaubenden Zeit auf Euböa wieder an das Festland über. Delphi, der Mittelpunkt der Antiken Welt war unser Ziel!