🌐 »
Tropischer Regenwald weit und breit, zahlreiche Pflanzen- und Tierarten und die berühmten Steinkugeln aus Gabbrogestein. All das ist vereint auf der Isla del Caño, einer kleinen Insel 15 Kilometer entfernt von der Westküste der Osa-Halbinsel. Diese zählt zum bekannten Nationalpark Corcovado und lockt mit einer artenreichen Unterwasserwelt, die neben Schildkröten auch Delfine beherbergt. Und so entschieden wir uns nach ein paar entspannten Tagen am Strand der Drake Bay, einen Schnorchelausflug zu der Insel zu unternehmen.
Unsere Unterkunft bot eine Tour für insgesamt 85 $ an, bei der auch zwei Mitarbeiter unserer Herberge teilnahmen. Wir wurden direkt an unserem Hausstrand in der Drake Bay abgeholt. Nach einer halben Stunde Bootsfahrt und einem kurzen Regenschauer erreichten wir mitten im Meer ein zweites Boot. Die Leute versuchten gerade eine Schildkröte aus den Fängen eines Geisternetzes zu befreien. Geisternetze sind alte Fischernetze, die lose im Meer treiben und unzähligen Bewohnern der Unterwasserwelt zum Verhängnis werden. Wir wussten nicht, wie lange die Schildkröte schon im Netz gefangen war, aber unser Kapitän konnte mit einem Messer weiterhelfen, so konnten wir sie schließlich retten. Was für ein Einstieg in die Tour. Gleich zu Beginn eine solch tiefgreifende Begegnung mit einem Meeresbewohner, allerdings von trauriger Natur.
Leicht verstimmt kamen wir an unserem ersten Schnorchelspot an. Dort hieß es sofort, Masken auf und ab ins Wasser. Wer will kann sich eine Schwimmweste und Flossen ausleihen. Unser Guide befand sich schon im kühlen Nass und führte die Gruppe zu den Sehenswürdigkeiten der Unterwasserwelt. Neben ein paar Fischen und Rochen gab es nur bedingt Korallen zu sehen. Das Highlight im Wasser waren jedoch drei bis vier große Exemplare des Schwarzspitzen-Riffhaies, die wir zu Gesicht bekamen. Unser Guide tauchte mehrmals hinab, damit sie von allen Tourteilnehmern gesehen wurden. Ansonsten hieß es ständig "stay together" und "come on" und wir fühlten uns nach einiger Zeit ziemlich gehetzt. Ca. 30 Minuten später ging es wieder rauf auf das Boot und weiter zu zwei anderen Schnorchelspots. Auch hier war es wieder das gleiche Spiel, Maske auf, ab ins Wasser und immer schön zusammen bleiben. Nach insgesamt drei Stopps fuhren wir leicht unterkühlt an den Strand der Isla del Caño, wo wir mit Trinken und ein paar Keksen versorgt wurden und uns etwas aufwärmen konnten. Wir hatten zwar Neoprenshirts an, aber nach einiger Zeit wurde es doch etwas kühl, außerdem wehte ein leichter Wind.
Eine halbe Stunde später wurden wir zurück auf das Boot gerufen und fuhren den letzten Tauchspot an. Hier
konnten wir wieder Fische, Rochen und Haie beobachten, allerdings waren wir beide schon erschöpft und hatten die Motivation etwas verloren. So waren wir froh, als unser Guide uns wieder aus dem
Wasser holte. Im Anschluss ging es mit den Boot zurück ans Festland und auf der Überfahrt ereignete sich das beste der ganzen Tour. Im Vorfeld hatten wir uns über die Unterwasserwelt erkundigt
und es hieß, dass man hier viele Wale und Delfine antreffen könnte. Und so kam es, dass unser Boot von einer kleinen
Delfinschule begleitet wurde. Die Tümmler zeigten ihr Können und sprangen immer wieder aus dem Wasser. Aufgeregt folgten alle an Bord dem regen Treiben und
sobald kein Delfin mehr in Sicht war, wurde nach allen Seiten Ausschau gehalten, um sie nach ihrem Tauchgang weiter beobachten zu können. Ein paar Minuten später war das atemberaubende
Spektakel schon wieder vorbei und wir erreichten den Strand. Hier wurde groß aufgetischt, neben Sandwiche und Obst gab es auch gebratenen Reis und Fleisch.
Wir unterhielten uns ausgelassen mit den weiteren Teilnehmern des Trips und tauschten uns über künftige Reiseziele aus. Am Ende des Ausfluges wurde wieder jeder an seinen Strand gebracht und so
neigte sich ein anstrengender aber dennoch schöner Tag dem Ende zu.
Das Fazit dieser Schnorcheltour ist allerdings etwas gemischt. Einerseits ging uns dieses Gehetze im Wasser etwas gegen den Strich, anderseits hatten wir beide eine strahlendere und belebtere Unterwasserwelt erwartet. Hier sind die Auswirkungen des Klimawandels an den Korallen unmittelbar spürbar, was die Nachhaltigkeit unsers Lebensstil langfristig beeinflussen sollte. Vielleicht hatten wir aber auch einfach zu hohe Ansprüche. Wir waren in der Vergangenheit auf der thailändischen Insel Koh Tao, welche berühmt für ihr Artenreichtum ist. Auch hatten wir das Schnorcheln mit den Mantarochen auf Nusa Penida noch im Hinterkopf. Dementsprechend war die Vorstellung vielleicht etwas zu hoch angesetzt, aber entscheidet selbst!
Grundsätzlich muss vielleicht noch angemerkt werden, dass wir, nach den Erfahrungen die wir bislang bei der Erkundung unter Wasser gemacht haben, das entspannte Schnorcheln auf eigene Faust in Küstennähe bevorzugen. Zum einen werden bei geführten Touren sowohl die Menschen, als auch die Tiere regelrecht durch das Wasser gescheucht, andererseits ist ein Tagesausflug äußerst anstrengend und kann dich durchaus an deine körperlichen Grenzen bringen. Dem Gegenüber steht die Tatsache, dass manche Tiere nur auf diese Weise beobachtet werden können. Hier muss jeder selbst entscheiden, wie er der Unterwasserwelt näher kommen möchte.