Kap Drastis - das Postkartenmotiv von Korfu, das seinen Glanz verloren hat. Doch beginnen wir von vorne. Unseren Tag starteten wir im beschaulichen Ort Arillas, der als wahres Mekka für Yogaliebhaber und solche, die es noch werden möchten, gilt. Zum Sonnenuntergang richtet sich hier der Blick auf das Meer und zu den drei kleinen Inseln Kravia, Gineka und Sikia. Den Sagen der griechischen Mythologie zufolge sind diese die Überreste vom Schiff des Odysseus. Bei einer kurzen Unterhaltung mit zwei französischen Reisenden, die ebenfalls mit einem Camper unterwegs sind und vor zwei Jahren ihre Jobs gekündigt haben um zu reisen - ja, wir sind nicht die einzigen - haben wir erfahren, dass die drei Inseln die Silhouette eines Drachens darstellen. Dieser soll sehr energetisch sein, weshalb dieser Ort unter anderem einen so hohen Stellenwert hat. Echte Gurus. Nette Leute!
Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es mit unserem VW-Bus zum circa 9 Kilometer entfernten Kap Drastis oder besser gesagt zum Dorf Peroulades. Die Straßen dorthin und auch durch das Dorf sind äußerst eng und wir mussten eine Abzweigung passieren und von der anderen Seite anfahren, da wir die Kurve sonst nicht nehmen hätten können. Die kritische Stelle ist bei der Kirche, hier geht es rechts den Berg hoch. Folgt man dann der Beschilderung, gelangt man schlussendlich zu einem Parkplatz. Hier ist es ratsam, das Auto stehen zu lassen und die restliche Distanz zu Fuß zu bewältigen. Im Vorfeld haben wir viel über Korfu recherchiert und gelesen und immer tauchte der nordwestlichste Punkt, das Kap, auf. Somit waren unsere Erwartungen durchaus groß und wir rechneten eigentlich fest damit, dass uns die Felsformation vom Hocker hauen würde.
Dem unbefestigten Weg nach unten folgend, passierten wir einige Aussichtspunkte und wollten natürlich auch die Spitze des Kaps erklimmen. Beim ersten waren wir noch begeistert vom Anblick, eine Kurve weiter unten trafen wir bereits auf einen übellaunigen Herrn. Mit einem kurzen Gruß setzen wir unseren Weg fort, um wenig später festzustellen, dass uns erstens der Mann folgte und zweitens der Zugang zum Kap gesperrt war, da dieses ein Privatgrundstück ist.
Aufgrund unseres Verfolgers, der uns genau im Blick hatte, folgten wir dem Weg weiter, in der Hoffnung vielleicht doch noch einen Blick auf die einzigartigen Kalksteinformationen zu erhaschen. Nach einem kurzen Abstecher am Meer, der im Nachhinein auch kein nennenswertes Ereignis war, kehrten wir enttäuscht zu unserem Bus zurück. Bergauf zogen wir beide das Tempo an und konnten unseren unerwünschten Begleiter, der nicht nur mit dem Anstieg, sondern auch mit der Schwerkraft, wenn du verstehst was ich meine, zu kämpfen hatte, schließlich abhängen. Solche Begegnungen empfinden wir immer als äußerst unangenehm, dementsprechend war die Stimmung anschließend etwas bedrückt. Die Drohne haben wir dennoch gestartet!
Später haben wir von einem jungen Pärchen, die wir bei unserer Abfahrt am Parkplatz trafen, erfahren, dass sie versucht hatten auf das Privatgrundstück und zum Aussichtspunkt zu gehen. Bis dorthin sind sie allerdings nicht gekommen. Der Mann hat sie vorher abgefangen, gehörig maßgeregelt und unter Druck gesetzt. Mit dem sollte man sich besser nicht anlegen, meinten sie nur. Gut, dass wir es nicht gewagt haben.
Wie dem auch sei, mit unserem nächsten Ziel wollten wir anschließend den Tag retten. Denn der Canal d‘Amour stand ebenfalls noch ganz oben auf unserer Liste und so fuhren wir weiter in das 5 Kilometer entfernte Sidari. Es handelt sich hier um einen engen Kanal zwischen zwei porösen Klippen. Um den Namen ranken sich verschiedene Legenden. Eine davon bezieht sich auf einen kleinen Tunnel im Gestein, der durchschwommen werden kann. Schwimmen Paare gemeinsam hindurch, soll ihre Beziehung demnach für immer halten. Wir sind nicht durchgeschwommen, naja wird schon halten.
Auch wenn wir der Legende nicht nachgegangen sind, waren wir auch von diesem angepriesenen Highlight enttäuscht. Umringt von zahlreichen Hotels, Bars und Pools konnte das Naturschauspiel nicht wirklich überzeugen. Und so konnte uns nicht einmal der Canal d‘Amour den Tag retten, ungeachtet dessen, dass Valentinstag war.
Wir verbrachten den Abend am Rande eines alten Tennisplatzes, ich zeigte den einheimischen Kids ein paar Tricks mit dem Fußball und die gewünschte Valentinstags Stimmung kam dann schließlich doch noch auf. Wir haben im Ort ein Lokal ausfindig gemacht, das erstaunlicherweise geöffnet hatte. Endlich konnten wir in die griechische Küche eintauchen. Bislang haben wir uns aufgrund der beiden Herdplatten im Bus, aber auch wegen des fehlenden Angebotes immer selbst bekocht. Naja wie dem auch sei, die beiden vermeintlichen Highlights von Korfu würden wir nicht zwingend für einen Besuch empfehlen. Aber auch das gehört zum Reisen dazu! Unser nächstes Ziel stand schon auf dem Plan, der Wasserfall von Nymfes! Sei also dabei und entdecke mit uns Korfu!