La Spezia und die Cinque Terre, eine Traumdestination an der Westküste Italiens und unser erster Halt bei diesem Roadtrip am Meer. Die bunten Häuser, eingebettet in einer malerischen Bucht mit dem strahlend blauen Meer im Hintergrund, lassen jedes Urlauberherz höher schlagen. Aus diesem Grund wollten wir uns dieses Highlight an der Grenze zwischen Ligurischem und Tyrrhenischem Meer nicht entgehen lassen. Doch unser Trip zu den fünf Dörfern sollte alles andere als geplant verlaufen.
Die Straßen führten uns zunächst an La Spezia vorbei, das als Tor zu den Cinque Terre gilt. Das nahegelegene Lerici war aufgrund der überschaubaren Campingplatzauswahl das Ziel. Auf einem idyllischem Stellplatz, mit Olivenbäumen gesäumten Terrassen und einem Badeplatz an der schroffen Küste, kamen wir schließen zum Stehen und ließen die ersten Eindrücke des blau schimmernden Wassers auf uns wirken. Wir entschieden uns zwei Nächte hier zu verbringen und den ersten Abend gemütlich in echter Camper Manier mit selbstgemachtem Essen und einer Pulle Wein ausklingen zu lassen. Auch wenn uns die Sicherung für unseren Campingkocher fast einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.
Ausgeruht starteten wir früh in den Tag. Unser heutiges Ziel waren die bereits erwähnten Cinque Terre. Zu Fuß marschierten wir die 850 Meter zum eigentlichen Ortskern Lericis. Mit dem Bus sollte es anschließend, es war gegen 7:00 Uhr, weiter nach La Spezia gehen. Leichter gesagt als getan, mussten wir zu unserem Bedauern feststellen. Die Ticketwahl stellte uns zunächst vor die erste Hürde. Nach ein paar Diskussionen und längerem Grübeln, entdeckten wir ein junges italienisches Pärchen, das sich an einem Automaten Tickets holte. Gespannt informierten wir uns bei ihnen, wie wir am besten nach La Spezia gelangen würden. Wir haben zwar am Abend zuvor bei unserem Campingplatz bereits nachgefragt, hier meinten sie allerdings nur, dass die Busse regelmäßig abfahren, weiter ins Detail wollten sie nicht gehen. Die Tickets beziehen sich auf verschiedene Zonen, sprich Distanzen, in denen man ausgehend vom Einstiegspunkt verkehren darf. In unserem Fall war ein Ticket der Zone 3, das für den Umkreis von 10-14 Kilometern gültig ist, nötig. Dies beläuft sich auf je 2,50 €. Mit diesen Informationen standen wir wenige Minuten später leider vor der zweiten Hürde an diesem Tag. Der Automat wollte weder unser Bargeld, noch akzeptierte er unsere Kreditkarte. Mit etwas angespannter Stimmung entschieden wir uns, es war kein weiterer Automat in Sicht, die Tickets direkt beim Busfahrer zu erwerben. Nach einer kurzen Wartezeit, die Busse fahren im 30 Minuten Takt zwischen den beiden Städten hin und her, standen wir ohne Tickets im Bus und auch der Fahrer weigerte sich uns diese auszustellen, Corona sei Dank. Na toll Schwarzfahren im Ausland, was für ein Start in den Tag. Nach ein paar Gesprächen mit weiteren Insassen erfuhren wir, dass in den Kiosks bei den Bushaltestellen der Kauf von Fahrscheinen möglich ist. Wir stiegen bei der nächsten Haltestelle aus, kauften uns vier Tickets, für Hin- und Rückfahrt ist je eines fällig, und warteten wieder 30 Minuten. Beim Einstieg sollte dann, wenn man schließlich ein Ticket in der Tasche hat, nicht vergessen werden, dieses auch zu entwerten.
Wir saßen endlich erleichtert und voller Vorfreude im Bus, der sich auf kurvigen Straßen La Spezia näherte. Allerdings sollte auch hier alles anders als geplant laufen. Ziel war der Hauptbahnhof der Stadt. Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie mussten im ÖPNV Masken getragen werden. Die Luftzirkulation im Wagen an sich war auf ein Minimum beschränkt und so kam es wie es kommen mussten, uns übermannten beide gleichzeitig Kreislaufprobleme. Zum Glück bemerkten wir es noch früh genug, entflohen überstürzt den unbequemen Sitzen des überfüllten Busses und rissen an der frischen Luft die Masken vom Gesicht. Wir sammelten uns kurz und entschieden uns den restlichen Weg zum Bahnhof zu Fuß zu beschreiten.
Diesen erreichten wir erleichtert, aber bereits erschöpft und etwas genervt. An den Schaltern können Tickets für 16 € pro Person erworben werden, die das Zugticket, eine Wanderkarte und den anfallenden Eintritt für die Wanderwege beinhalten. Die Gleise führen durch die hügelige Landschaft und im Anschluss kann nach Belieben von einem Dorf zum nächsten gewandert werden. Die Gehzeit beläuft sich auf jeweils 2 Stunden, oder man fährt entsprechend mit dem Zug weiter. Allerdings waren wir Mitte August, sprich zur Hauptsaison, unterwegs und aufgrund der zuvor beschriebenen Verzögerungen auf dem Weg zum Bahnhof waren wir auch hier zeitlich genau zur Stoßzeit angekommen. Die Menschenschlange, die sich vor der Ticketausgabe bildete, fand keinen Platz mehr im Gebäude und wir entschieden uns dieses Abenteuer an diesem Tag nicht durchzuführen. Wie bei den Bergsteigern ist auch bei den Urlaubern der wichtigste Gipfel, der, den man nicht besteigt. Nach längerer Beratung entschieden wir uns eine alternative Wanderung zu unternehmen. Es war atemberaubend!
WANDERUNG PUNTA PINEDA
GEHZEIT - 2 h
DISTANZ - 7 km
HÖHENUNTERSCHIED - 490 m
SCHWIERIGKEIT - mittel
STARTPUNKT - Parco del Cantiere
Wir machten uns zu Fuß auf den Weg Richtung Biassa, einem kleinen, überschaubaren Ort in den Hügeln hinter La Spezia. Unsere Route führte uns am Parco del Cantiere vorbei, der gleichzeitig als Ausgangspunkt unserer Wanderung gilt. Hier schlängelt sich eine kleine Straße die Hänge hinauf und ab und zu verhelfen Treppen dir die kurvigen Straßen zu umgehen. Der Aufstieg hatte es durchaus in sich und wir mussten mehrere Pausen einlegen, da die Sonne bereits in ihrer vollen Gänze am Himmel stand. Nach circa einer Stunde und 3,5 Kilometern erreichten wir Biassa, ließen den Ort allerdings links liegen, denn unser eigentliches Ziel war die Steilküste Punta Pineda. Dazu müsst ihr der Wanderwegmarkierung durch den Ort folgen. Anschließend leitet euch der Weg weiter den Berg hinauf. In machen Passagen fühlten wir uns in die Urwälder Costa Ricas zurückversetzt, schmale Trampelpfade, dichtes Unterholz und von der Vegetation zurückeroberte Ruinen. Außerdem waren wir auf unserem Weg die Anhöhe hinauf die einzigen zwei Wanderer, nur im Ort passierten wir eine Handvoll arbeitender Landwirte. Nach zwei weiteren Kilometern erreicht ihr einen Parkplatz und eine Infotafel mit eingezeichneten Wanderwegen. Wir überprüften kurz, ob wir wirklich richtig waren und begannen dann den Abstieg. Hier weitet sich der Blick das erste Mal zum Meer hin und das schimmernde Wasser ist bereits in der Ferne zu erkennen. Nun geht es einige Zeit über schmale Trampelwege bergab, bis ihr an eine Hauptstraße angelangt. Diese muss überquert werden und anschließend schlängelt sich der Pfad weitere 500 Meter abwärts. Endstation hieß es dann an der Steilküste, zumindest für uns. Wir entschieden uns, die Aussicht zu genießen, denn der Weg wurde immer steiler und unwegsamer und jeden Meter den wir bergab bewältigten, mussten wir schließlich auch mühsam wieder bergauf meistern. Wir passierten im Vorfeld eine Gruppe Landwirte, die uns zu verstehen gaben, dass hier erhöhte Absturzgefahr herrsche, so genossen wir das Panorama, unser mitgebrachtes Obst und lichteten die atemberaubende Landschaft ab.
Nach den Anstrengungen des bisherigen Tages entflohen wir der kräftigen Nachmittagssonne in ein kleines Restaurant am Straßenrand. Ein kühles Cola half bei der kurzen, aber nötigen Erholung und wir waren beide sichtlich erleichtert, als wir an der nahegelegenen Haltestelle feststellten, dass auch hier ein Bus verkehrt. Allerdings nur einmal je Vor- und Nachmittag, doch wir hatten Glück. Nach kurzer Wartezeit stiegen wir um kurz nach 14:00 Uhr in den kleinen Van und passierten die hügelige Landschaft in Kürze, während wir für den Hinweg eine halbe Ewigkeit unterwegs waren.
An der Endstation bedankten wir uns beim Fahrer und stiegen wiederum in den Anschlussbus nach Lerici. Dieses Mal ohne weitere Probleme, die geöffneten Fenster sorgten für die nötige Frischluftzufuhr, erreichten wir erleichtert unseren Ausgangspunkt. Hier ließen wir den Nachmittag an einem der Stadtstrände Lericis ausklingen, genauer gesagt dem San Terenzo Beach. Diesem hatten wir bereits am Vortag einen Besuch abgestattet. Die anderen Strände sind komplett mit Liegen und Sonnenschirmen blockiert.
Unsere Tage bei La Spezia waren schon wieder gezählt, auch wenn dieses Abenteuer alles andere als nach Plan verlaufen ist, war es dennoch eine atemberaubende Tour, die wir keineswegs missen möchten. Und ist es nicht das worum es beim Reisen geht? Auch wenn etwas nicht so läuft wie geplant, das beste daraus zu machen und eine unvergessliche Zeit zu verbringen. Unvergesslich bleibt diese Station unseres Roadtrips alle mal, aber wir haben bereits beschlossen bei einer künftigen Reise nach Italien den Cinque Terre definitiv einen Besuch abzustatten, allerdings in der Nebensaison. Für uns ging es weiter zum Schiefen Turm von Pisa!