WANDERUNG NATIONALPARK BUCEGI
GEHZEIT - 6 h
DISTANZ - 19 km
HÖHENUNTERSCHIED - + 760 m
SCHWIERIGKEIT - mittel
Vergiss Österreich oder die Dolomiten, komm nach Rumänien in den Bucegi Nationalpark und erlebe diese außergewöhnliche Landschaft mit eigenen Augen, die obendrauf mit einer solchen Stille imponiert, dass wir total geflasht waren. Doch einige Kompromisse mussten wir für dieses Erlebnis eingehen, aber beginnen wir von vorne.
Vom Schloss Bran ausgehend, folgten wir der kurvigen Straße DN73A zu den beiden Orten Buşteni und Sinaia, die südlich von Brasov inmitten der Südkarpaten liegen. Das Wetter meinte es nicht gut mit uns, Höchsttemperaturen von 15 Grad untertags und gelegentlich einsetzender Regen, was sich auch die nächsten Tage nicht ändern sollte. Doch wir wollten unbedingt in den Nationalpark wandern gehen und nahmen das schlechte Wetter in Kauf.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, um auf das Hochplateau zu gelangen. Von den beiden Orten verkehren ab 8:30 Uhr in der Früh in regelmäßigen Abständen Seilbahnen, die einen bequem in die Höhe befördern. Auch führen direkt vom Tal Wanderwege hinauf, doch es müssen über 1.600 Höhenmeter bewältigt werden. Darauf konnten wir bei den geringen Temperaturen und dem teilweise einsetzenden Regen getrost verzichten. Deswegen wählten wir die letzte Variante, eine kleine, kurvige Straße schlängelt sich auf das Plateau. Dazu müsst ihr nach dem Ort Sinaia rechts abbiegen in Richtung des Bolboci Lake. In einer Linkskurve nach circa 16 Kilometer befindet sich der Abzweig zum Wanderparkplatz der auf circa 1.800 Metern liegt. Die enge Straße windet sich weiter bergauf. Als wir hinauf fuhren herrschte abschnittsweise so starker Nebel, dass wir keine 5 Meter mehr sehen konnten und das Bergmassiv in Schrittgeschwindigkeit erklimmen mussten. Endlich oben angekommen, stand uns eine frostige Nacht bevor, doch wir waren hoch motiviert, denn der Nebel riss hin und wieder auf und gab schon einen ersten Vorgeschmack auf die bevorstehende Wanderung und die einzigartige Natur.
Am nächsten Tag bezahlten wir zunächst einmal den Eintritt in den Nationalpark. Die 10 RON (circa 2 €) pro Person können direkt am letzten Wanderparkplatz beglichen werden und hier startet auch unsere Tour. Wir marschierten los und bekamen gleich auf den ersten Metern zwei Füchse zu Gesicht. Der erste Anlaufpunkt waren die bekannten Felsformationen in der Nähe der Seilbahnstation. Diese sind das Ergebnis von natürlicher Erosion. Vor allem eine Skulptur hat aufgrund ihrer Form Bekanntheit erreicht. Die Sphinx, ein 8 Meter hoher Felsen ist hier die Hauptsehenswürdigkeit. Doch man braucht schon etwas Fantasie, um die Gestalt des ägyptischen Monuments ausmachen zu können.
Wir setzten unseren Weg fort, denn unser Tagesziel war der Gipfel Omu, der höchste Gipfel des Bucegi-Gebirges. Entspannt führt dieser entlang des Plateaus, bestens ausgeschildert mit weiß-gelb-weiß. Lediglich hin und wieder ging es etwas bergauf oder bergab. Nach 3 Kilometern erreichten wir einen kleinen Aussichtspunkt, der uns wirklich den Atem stocken ließ. Ein zerklüfteter Bergkamm, überwachsen mit Gras und aufziehenden Wolken. Ein unvergesslicher Anblick. Wir blieben lange und genossen dieses einmalige Panorama und die Stille. Dieses ist unvergleichlich, wir hörten weder Mensch noch Tier.
Nach einiger Zeit rafften wir uns wieder auf und folgten dem Pfad entlang des Abhangs. Den Gipfel des Omu hatten wir schon lange vor Augen, doch das Wetter verschlechterte sich zunehmend und die Wolken hingen unheilvoll über der Hütte am Berg. Wir entschieden kehrt zu machen, denn einen letzten Punkt wollten wir noch sehen, das Heldenkreuz. Dazu gingen wir zurück zum Aussichtspunkt mit dem beeindruckenden Panorama, hier zweigt sich der Weg erkennbar am roten Kreuz auf weißem Hintergrund ab. Ein kurzes aber knackiges Stück führt dieser anschließend hinauf, bis endlich die letzten Höhenmeter geschafft waren.
Anschließend lagen nur noch 3,5 Kilometer zwischen uns und dem Staatssymbol, das 1926-1928 errichtet wurde und den gefallenen Soldaten im Ersten Weltkrieg gedenkt. Als wir ankamen, war unser ständiger Begleiter der dichte Nebel wieder vor Ort und ließ das Denkmal kurzerhand komplett unter einer weißen Decke verschwinden. Ein paar kurze Blicke konnten wir auf das 36 Meter hohe Kreuz werfen, bevor der Regen einsetzte und wir uns zügig zurück zu unserem Bus machten.
Was wir neben nassen Klamotten und kalten Fingern mitnahmen war eine unvergessliche Wanderung und atemberaubende Eindrücke. Die Natur ist mehr als beeindruckend und Stille fast schon ohrenbetäubend. Der Nationalpark Bucegi ist definitiv ein Highlight unserer Reise um die Welt und vielleicht wird die Stadt Brasov das nächste sein?