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Wer San José hört, denkt vielleicht zuerst an Kalifornien und das Silicon Valley. Doch falsch gedacht, wir sprechen hier von
der Hauptstadt Costa Ricas. Gegründet wurde die Stadt im 18. Jahrhundert und lockt seitdem Menschen aus aller Welt
an. Eingebettet im Zentraltal, umgeben von majestätischen Vulkanen und ausgedehnten Ebenen, spiegelt die Region den natürlichen Reichtum des Landes wider. Costa Rica besteht
zu einem Viertel aus geschützten Regenwäldern, den artenreichsten Lebensräumen der Welt.
Nach einem ca. 18 stündigen Flug landeten wir am Abend in der Hauptstadt und mussten nur noch das typische Touristenzeug erledigen. Visum, Gepäck und die obligatorische Taxifahrt, um schließlich erschöpft aber glücklich in unser Bett zu fallen. Unser erstes Abenteuer war schon fix gebucht und somit wussten wir auch, dass es eine kurze Nacht werden würde. Wir hatten uns vorab entschieden, eine zweitägige Raftingtour auf dem Pacuare zu unternehmen. Dementsprechend wurden wir am nächsten Morgen um ca. 05:00 Uhr von einem Fahrer abgeholt und zur Basisstation der Veranstalter, etwas außerhalb von San José, gebracht.
Dort angekommen gab es erstmal ein typisches Tico-Essen und erste Anweisungen für die anstehende Tour. Anschließend fuhren wir noch einmal eine Stunde weiter mit dem Bus, vorbei an den Nebelwäldern und der üppigen Natur Costa Ricas. Am Startpunkt angekommen mussten wir zunächst Schwimmweste und Helm anlegen und in das Boot klettern. Wir hatten uns entschieden eine Nacht in einer Lodge am Flussufer mitten im Dschungel zu verbringen. Da wir die Einzigen der heutigen Tour waren, die im Dschungel nächtigen würden, wurden wir dementsprechend einem Boot zugeordnet, das nur uns und unseren Guide beinhalten sollte. Im Ganzen umfasste die zweitägige Tour ca. 25 Kilometer auf dem Pacuare und Stromschnellen der Kategorie III - IV. Hier muss angemerkt werden, dass V die schwierigste Kategorie auf der Skala ist und die Raftingtour dementsprechend anspruchsvoll war. Nach ein paar letzten Anweisungen startete der Trip, unser Guide erklärte uns die notwendigen Kommandos und nebenbei auch die bunte Tier- und Pflanzenwelt. Jede erfolgreich bewältigte Stromschnelle wurden mit hochgerissenen Paddel und einem lauten "Pura Vida" zelebriert. Nach 5 Kilometern und 1,5 Stunden erreichten wir die Lodge. Wir stiegen aus dem Boot und zogen dieses an Land. Natürlich blieben wir dabei von einem kurzen, aber gewaltigen tropischen Regenschauer nicht verschont.
Nach dem Mittagessen und dem Bezug unseres Zimmers ging es mit unserem Guide zu Fuß auf Erkundungstour durch den Regenwald. Entlang der schmalen Pfade durchs dichte Grün erklärte uns Raynald, den wir bereits schätzen und lieben gelernt hatten, die üppige Flora und Fauna. Vorbei an natürlichen Pools, die zum Baden einluden, führte uns der Trampelpfad immer tiefer in die Wildnis. Nach einem weiteren heftigen Platzregen erreichten wir durchnässt unsere Unterkunft. Mittlerweile war der Teil des Gepäcks, den wir mit auf die Tour nahmen, ausnahmslos pitschnass. Den Großteil hatten wir im Basislager in Spinds eingeschlossen. Nach den Anstrengungen des Tages wurde in der Küche gemeinsam mit den Guides in ausgelassener Stimmung gekocht und bei Kerzenschein und interessanten Gesprächen gegessen. Bei den Unterhaltungen konnte man die Begeisterung der Locals an ihrer Arbeit und ihre tiefe Verbundenheit zur Natur förmlich spüren.
Nach einer erholsamen Nacht, die vom Rauschen des Flusses begleitet wurde, entdeckten wir am nächsten Morgen auf eigene Faust den umliegenden Regenwald. Bei einer kleinen Wanderung, die über eine Hängebrücke führte, schlängelte sich der Weg auf der anderen Seite des Flusses durch das grüne Dickicht zu einem kleinen versteckten Wasserfall. Da dies jedoch für uns der erste Marsch alleine durch den Regenwald war, war es einerseits ziemlich beeindruckend, andererseits begleitete uns auf Schritt und Tritt die Angst, von einem wilden Tier angegriffen zu werden. Und diese Angst war nicht unbegründet, denn unserer Guide erzählte uns, dass sein Kollege vor kurzen einen Jaguar gesehen habe. Im Anschluss stärkten wir uns beim Mittagessen und dann mussten wir auch schon wieder auf den Fluss.
Am zweiten Tag stand die längere und anstrengendere Tour auf dem Plan. Heute ging es zu sechst im Boot ca. 20 Kilometer auf dem Fluss weiter Richtung San José. Wir mussten 4 Stromschnellen der Kategorie IV bewältigen, welche an manchen Stellen wirklich etwas schwierig waren. Und so war es schon fast vorprogrammiert, dass jemand aus den Boot fallen sollte. Und natürlich traf es Lui, die solche Situationen immer magisch anzuziehen scheint. An der schwersten Stelle wurde sie aus dem Boot katapultiert und sofort unter Wasser gedrückt. Nach ein paar Sekunden tauchte sie weit entfernt auf und wurde noch weiter von uns weg getrieben. Nachdem dann noch eine Person über Board ging, wurde selbst der sonst so ruhige Guide etwas hektisch. Aber da sie uns solche Situationen ebenfalls erklärt hatten, hieß es Ruhe bewahren und Lui nach der Stromschnelle wieder ins Boot ziehen. Und keine Panik, alle Beteiligten haben es unbeschadet überstanden. Von diesem Erlebnis werden wir noch in 50 Jahren erzählen. Nach der kurzen Aufregung gelangten wir zu einem Canyon, wo wir aus dem Boot springen konnten und uns einfach im kühlen Wasser treiben lassen durften. 3,5 Stunden später erreichten wir den Ausstieg und wurden anschließend zurück zum Basiscamp gebracht. Während des Essens konnten wir die Bilder bestaunen, die der zuständige Fotograf geschossen hatte.
Am Ende des Tages fuhren wir mit dem Bus wieder 1,5 Stunden zurück zu unserem Hotel. Erschöpft, aber total überwältigt von den ersten Eindrücken in Costa Rica, fielen wir in das Bett. Am nächsten Tag holten wir unser Mietauto ab, uns zog es weiter in den Nationalpark Los Quetzales, in dem auch wieder die Natur im Mittelpunkt stehen sollte.