Nicht schon wieder ein Salzbergwerk, denkst du dir vielleicht gerade. Schließlich waren wir vor einigen Wochen erst in der Ocnele Mari und wie soll sich diese denn großartig von der anderen unterscheiden? Marmorierte Wände, Stollen, Salz soweit das Auge reicht, das ist doch immer das gleiche. Doch Spoiler-Alarm - ein gigantischer Stollen mit über 120 Meter hohen Wänden, ein Salzsee mit kleinen Ruderbooten und ein Riesenrad unter der Erde - das alles hat der unterirdische Freizeitpark der Salina Turda zu bieten!
Um zum Eingang zu gelangen, folgen wir den großen Schildern etwas hinaus aus der Stadt Turda, die auf Deutsch übrigens Thorenburg heißt. Fünf Fahrminuten später erreichen wir den neuen Eingang, der erst vor einigen Jahren erbaut wurde und einen großflächigen, aber kostenpflichtigen Parkplatz bietet. Wie du vielleicht schon erahnen kannst, gibt es auch einen alten Einlass. Davon haben wir jedoch erst später erfahren. Auf den ersten Blick sind schon einige Besucher vor Ort, was an diesem verregneten und kalten Septembertag nicht verwunderlich ist. Und apropos kalt, die Durchschnittstemperatur in der Mine beträgt ganzjährig 10 - 12 Grad. Vergiss daher deine Jacke nicht im Auto!
Schnell bezahlen wir den Eintritt von 50 RON (~ 10 €) pro Person, denn die Vorfreude auf das, was uns unter Tage erwartet, steigt schon fast ins Unermessliche. Nach dem Einlass führt eine Treppe hinab in einen langen, endlos scheinenden Gang, der Franz-Joseph-Galerie. Zuerst folgen wir blind den anderen Besuchern und den Schildern, bis wir nach 917 Metern am Ende, oder besser gesagt am alten Eingang ankommen. Etwas enttäuscht und verwirrt machen wir kehrt. Die Nummerierung der Sehenswürdigkeiten ist etwas irreführend, vor allem wenn man kein Wort rumänisch lesen kann. Am besten siehst du dir die Attraktionen einfach der Reihe nach an und ignorierst die Nummerierung. Der Gang wurde übrigens erbaut, um den Abtransport des weißen Goldes schneller und billiger zu gestalten. Nach dem Ende der Förderung diente die Galerie im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker und anschließend als Käselager. Heute ist sie der Eingang in einen Freizeitpark!
Neben dem netten Zeitvertreib bei schlechtem Wetter hat ein Salzbergwerk auch noch einen weiteren wichtigen Aspekt. Das Salz fördert die Gesundheit und Heilung. So kommen einige Besucher mit gesundheitlichen Beschwerden regelmäßig in die Räumlichkeiten der Ghizela-Mine, um sich behandeln zu lassen. Für den Zutritt in diesen Bereich der Mine wird allerdings ein zusätzlicher Eintritt verlangt.
Nur wenige Meter weiter, liegt die Berufungshalle mit der Treppe der Reichen. Der eigentliche Sinn dieser Holzkonstruktion war die Überwachung der Rudolf-Mine. Sprich, welche Arbeiter diese verlassen und betreten. Damit war aber im 19. Jahrhundert Schluss, als der damalige Kaiser Franz Joseph die Treppe benutzte und dem einfachen Fußvolk die Verwendung untersagte. Daher stammt auch der Name "Treppe der Reichen". Im Hier und Jetzt ist die aus Tannenholz gebaute Konstruktion ein echtes Highlight. Mit einer dichten Salzschicht überzogen, führt sie hinab in den Stollen Rudolf und Theresia.
Was soll ich sagen, der Anblick dieser Minen ist atemberaubend. Das ist wirklich nicht gelogen, denn die angebrachte Beleuchtung setzt der Szenerie das i-Tüpfelchen auf. Von oben werfen wir zuerst einen Blick auf den unterirdischen Freizeitpark. Das ist jedoch nichts für schwache Nerven. Mit wackligen Beinen schleichen wir über den Balkon und blicken in die Tiefe. Ich hasse alte Holzkonstruktionen. Anschließend sind wir wieder in der Gegenwart angelangt und fahren bequem mit dem Aufzug hinab. Die Rudolf-Mine mit gewaltigen Ausmaßen von 50 Metern in der Breite, 80 Metern in der Länge und einer Höhe von 42 Metern ist das Herzstück der gesamten Anlage. Verschiedene Freizeitaktivitäten, wie zum Beispiel Minigolf oder Tischtennis, werden von dem 20 Meter hohen Riesenrad in der Mitte überschattet!
Von einer kleinen Galerie in der Rudolf-Mine kannst du einen Blick hinab in die Grube Theresia werfen. An dessen Grund hat sich ein circa 6 m tiefer Salzsee mit einer Insel im Zentrum gebildet. Kleine gelbe Ruderboote treiben umher, beleuchtete Holzkonstruktionen und der riesige glockenförmige Stollen wirken wie aus einer anderen Welt. Einige Treppenstufen später stehen wir auf einer Holzbrücke über dem See und blicken hinauf in den 112 Meter hohen Hohlraum. Leise Echos der Menschen dringen zu uns vor, doch ansonsten herrscht hier Stille. Da wir gerade über Echos reden. Es gibt sogar eine Halle der Echos in der Salzmine. Pfeif doch einmal hinein und lausch dem Laut, wie dieser über 20 Mal wiedergegeben wird.
Die letzte Sehenswürdigkeit auf unserem Rundgang ist die Halle von Crivac. In diesem Raum befindet sich eine 1881 erbaute Winde, die zur Förderung des Salzes diente. Von Pferden angetrieben wurden mit dieser tagein, tagaus die Säcke aus der Tiefe befördert. Die Tiere waren damals über mehrere Monate in dem dunklen Stollen eingespannt. Nachdem sie körperlich am Ende wieder ans Tageslicht kamen, sind sie aufgrund des Helligkeitsunterschiedes erblindet. Heute zeugt nur noch die Holzkonstruktion von den einstigen Arbeitsumständen. Diese ist übrigens die einzige ganz Europas, die an ihrem Einsatzort geblieben ist.
Wie du vielleicht schon bemerkt hast, sind wir vom unterirdischen Freizeitpark Salina Turda schwer angetan und empfehlen jedem einen Tagesausflug im wohl spektakulärsten unterirdischen Freizeitpark. Für uns ist es auch der perfekte Abschluss unserer Reise durch Rumänien, denn der weite Heimweg nach Deutschland steht an, bevor wir uns in unser nächstes Abenteuer stürzen!