Nach einem heißen Tag in Castiglione della Pescaia, führten uns die kurvigen Straßen ins Landesinnere. Die mediterrane Landschaft der Toskana zog an uns vorüber, nur kleine, malerische Orte unterbrachen das ländliche Panorama und sorgten für eine angenehme Abwechslung. In Scansano, das berühmt für seinen Rotwein Morellion ist, stärkten wir uns in der abendlichen Dämmerung und fuhren weiter zu unserem Ziel, Saturnia. Wie von einem anderen Planeten, schien das blau schimmernde Wasser in der aufgehenden Sonne und den aufsteigenden Nebelschwaden zu sein. Doch wir waren in der Toskana!
Nach unserer Fahrt durch die Toskana erreichten wir um ca. 22:00 Uhr den Parkplatz von Saturnia. Dem markanten Schwefelgeruch zu Urteilen waren wir unserem Ziel schon sehr nahe. Die heißen Quellen, die eigentlich Therme Cascate del Mulino heißen, befinden sich unweit der Stadt, die der Legende nach die erste Stadt in Italien war, die von Saturn gegründet wurde, deshalb der Name. Obwohl es schon finster war, marschierten bei unserer Ankunft noch zahlreiche Menschen am Straßenrand zurück zum Parkplatz. Unser Ziel war es den Sonnenaufgang im Thermalbad zu erleben. Dennoch konnten wir nicht widerstehen auch bereits am Abend den 10-minütigen Weg auf uns zu nehmen. Zu dieser späten Stunde waren die wassergefüllten Terrassen noch gut besucht. Die idealen Besuchszeiten sind frühmorgens oder abends zum Sonnenuntergang. Der Zugang zu den Becken ist kostenlos und der Parkplatz ist von 8-13 Uhr mit 4 € und ab 13-20 Uhr mit 5 € kostenpflichtig. Nächtigungen sind laut Beschilderung untersagt, aber naja was soll man sagen, wir waren nicht die einzigen!
Am nächsten Morgen konnte uns nichts mehr halten. Wir hüpften in die Badeklamotten und marschierten in die Finsternis. Bei den Becken angekommen, diese wurden übrigens in den Felsen gehauen, waren bereits zu dieser frühen Stunde zahlreiche Leute vor Ort. Überfüllt war das Areal aber keines Wegs. So fanden wir unseren eigenen Infinity Pool und beobachteten im 37°C warmen Wasser, wie sich der Himmel zu färben begann. Was für ein Start in den Tag und was für eine Destination auf unserem Roadtrip. Doch wie heißt es so schön, Bilder sagen mehr als 1.000 Worte!
Das Wasser stammt aus dem Inneren des Monte Amiata, dies ist der höchste Berg in der südlichen Toskana, der aufgrund vulkanischer Aktivitäten entstanden ist, die wiederum eben die Quellen erhitzen. Im Kurort wird aufgrund der heilenden Wirkung des Wassers die Behandlung von Atemwegserkrankungen, Hautproblemen und Durchblutungsstörungen durchgeführt. Bevor jedoch ins Becken gestiegen wird, sollten alle Schmuckstücke abgelegt werden, da diese sonst chemisch mit dem Schwefel reagieren.
Nach diesem unbeschreiblichen Morgen, eilten wir mit Gänsehaut zurück zum Parkplatz. Im Anschluss an deinem Gang ins Wasser solltest du deine Badeklamotten gründlich auswaschen, den Schwefelgeruch bekommst du sonst nicht mehr so schnell heraus. Wir wechselten die Klamotten, starteten den 84 PS starken Antrieb und rollten zurück in die von Zypressen gesäumte Landschaft. Der Hunger trieb uns an. In einem malerischen Café fanden wir bei Cappuccino und Gebäck die nötige Stärkung und näherten uns dem Höhepunkt unserer Reise, temperaturmäßig gesehen. Bei 45°C im Schatten entdeckten wir im Festland Italiens das Sinnbild ländlicher Idylle der Toskana, das Val d'Orcia.