Sedini, ein kleiner Ort im Landesinneren von Sardinien, ist kaum bei Touristen bekannt. Denn diese bevorzugen in den Sommermonaten die Nähe zum Meer. Doch wer einmal richtiges Inselfeeling erleben möchte, sollte sich diese Ansiedlung nicht entgehen lassen. Bereits vormittags sitzen die alten Männer des Dorfes im Café, Menschen unterhalten sich lautstark auf der Straße und zutrauliche Katzen schleichen durch die Gassen. Sedini hat aber auch beeindruckende Sehenswürdigkeiten zu bieten, wie zum Beispiel ein riesiges Feenhaus. Na, neugierig geworden?
Jetzt fragst du dich vielleicht, was ist ein Feenhaus? Genau das haben wir uns auch gedacht und als wir schließlich vor dem Sa Rocca im Dorfzentrum standen, taten sich nur noch mehr Fragen auf. Wie kam dieser riesige Kalksteinblock in das Dorf? Was ist die Geschichte hinter den winzigen Fenstern, dem Schornstein und der Terrasse, die alle samt in den Felsen gebaut wurden? Also einmal der Reihe nach. Der Domus de Janas, wie das Gebäude auch genannt wurde, bedeutet übersetzt Haus der Feen oder Seelen und gibt schon einen ersten Aufschluss, was der eigentliche Nutzen dieser Felswohnung war. Im 3. oder 4. Jahrtausend vor Christus wurde der Gesteinsblock in erster Linie für Grabkammern genutzt, die ins Innere gebaut wurden. Später wurden diese Kammern ausgebaut und es entstand ein Wohnhaus samt Lager. Nach und nach wurden Fenster und Mauern an den zwei Stockwerken ergänzt. Heute ist das Gebäude im Besitz der Stadt Sedini und beherbergt ein ethnografisches Museum.
Doch die Umgebung hat noch mehr zu bieten, daher folgen wir der kleinen Straße vorbei an der Felswohnung in Richtung San Nicola di Silanis. Die Kirchenruine befindet sich rund 2 Kilometer vom Museum entfernt und kann entweder zu Fuß oder mit dem Auto angesteuert werden. Bereits von der Ferne erkennen wir die ehemalige Kirche, die 1122 erbaut wurde. Die Namen der Erbauer finden sich heute noch immer in den Außenmauern eingraviert. Als wir ankommen, scheint die Sonne durch die Ruine und wo einmal das Dach war, strahlt uns der blau weiße Himmel entgegen. Es scheint fast so, als wären einige Teile der Kirche restauriert worden, doch grundsätzlich nagt der Zahn der Zeit an den alten Mauern. Diese haben unweigerlich etwas Mystisches, denn nur selten bekommt man eine Kirchenruine zu Gesicht. Das erinnert uns an unseren Besuch in Olympia und die Überreste der einstigen Tempel.
Der letzte Abstecher rund um Sedini führt uns zum Wasserfall Pischina di Li Caddaggi, rund 5 Autominuten außerhalb der Stadt. Wir parken unseren Wagen am Straßenrand und folgen dem schmalen Trampelpfad vorbei an mächtigen Korkeichen. Der Weg führt über schmale Serpentinen und Steinbrocken hinab zum Fluss. Nach wenigen Metern erreichen wir den rund 7 Meter hohen Wasserfall, der idyllisch vor sich hinplätschert. Durch die anhaltende Dürre in den Sommermonaten ist er fast komplett ausgetrocknet. Nur durch die Regenfälle der letzten Tage, bahnt sich ein kleines Rinnsal seinen Weg nach unten. Doch trotzdem ist der Ort sehenswert. Eichen bäumen sich über den Fluss auf, Libellen summen vorbei und in den kleinen Becken am Fuße des Wasserfalls bewegt sich ab und an ein Frosch.
Langsam folgen wir dem Weg wieder zurück, der Wind frischt auf und erste Regentropfen bahnen sich ihren Weg durch die Wolken. Zwar wäre das ein Grund, sich in unserer gemütlichen Ferienwohnung zu verkriechen, doch ganz in der Nähe befindet sich Sardiniens größter Monolith, der Monte Pulchiana!