Seinen Urlaub in Rumänien zu verbringen kommt für die meisten nicht in Frage. Doch wir haben uns gewagt und waren bereits nach den ersten Kilometern, nachdem wir von Ungarn über die Grenze gerollt sind, begeistert. Kleine, ursprüngliche Dörfer, dichte Wälder und wilde Landschaften zeichnen das Bild Rumäniens.
Als ersten Stopp haben wir den Retezat Nationalpark ausgewählt. Nach unserem Aufenthalt in Budapest waren wir auf der Suche nach Ruhe und Natur und wurden hier fündig! Es führen einige anspruchsvolle Wanderungen zu den hochgelegenen Gletscherseen. Leider spielte das Wetter und unsere Gesundheit bei unserem Aufenthalt nicht ganz mit, stattdessen genossen wir die Stille im Tal an einem herrlichen Stellplatz direkt an einem kleinen Bach. Nach diesem erholsamen Zwischenstopp setzten wir unseren Roadtrip fort. Wir wollten in das Stadtleben Rumäniens eintauchen, unser Ziel war die Stadt Sibiu, auf deutsch Hermannstadt.
Am Fuße der Karpaten, einer Gebirgskette die sich durch Zentral- und Osteuropa zieht, ist die Stadt ein sehenswertes Reiseziel. Diese befindet sich in der rumänischen Region Transsilvanien, die die deutsche Bezeichnung Siebenbürgen hat. Die Anfänge der Ansiedlung in Sibiu gehen zurück bis in das Jahr 1147, genaue Überlieferungen gibt es jedoch nicht. Zur damaligen Zeit wanderten viele Deutsche in die Region aus. Aus diesem Grund haben die Orte auch zusätzlich oft eine deutsche Bezeichnung. Die meisten Häuser der Stadt befinden sich aufgrund der langen Historie bereits im baufälligen Zustand, doch der Stadtkern wurde 2006 vollständig renoviert und glänzt seither auf Hochglanz. Bunte Fassaden, kleine Geschäfte und Bars führen zum Hauptplatz der Stadt Sibiu.
Dieser wird auch großer Ring genannt und hier reihen sich Restaurants und Cafés aneinander. An sonnigen Sommertagen könnte man fast meinen, dass man sich in Italien befindet. Das Flair der Stadt und vor allem die Speisekarten machen die Täuschung perfekt, denn Pizza und Pasta stehen ganz hoch im Kurs. Wir schlenderten entlang der Lokale und schließlich weiter zum kleinen Ring, ebenfalls einem Stadtplatz. Holzbuden die Schmuck, Essen und Souvenirs verkaufen reihen sich an weitere Restaurants.
Ganz am Ende befindet sich eine unscheinbare Metallbrücke, die bei unserem Besuch saniert wurde. Doch ansonsten ist diese eine der Sehenswürdigkeiten in Hermannstadt. Die Lügenbrücke, errichtet 1859, ist eine der ersten gusseisernen Brücken in Rumänien und es ranken sich unzählige Legenden um diese. Die Konstruktion soll angeblich Lügner entlarven können, indem sie quietschende Geräusche von sich gibt, wenn die entsprechende Person die Brücke überquert. Aufgrund der Bauarbeiten konnten wir uns dem Lügentest nicht unterziehen. Gott sei dank, wer weiß was die alte Stahlkonstruktion ans Licht gebracht hätte. Stattdessen machten wir uns auf zum letzten Wahrzeichen, der Evangelischen Stadtpfarrkirche mit ihrem gemusterten Dach und den unzähligen Türmen.
Einen Tipp haben wir noch für dich! Du solltest unbedingt einen Abstecher zur Harteneckgasse machen. Diese kleine Gasse, etwas abseits des turbulenten Stadtalltags, mit ihren bunten Fassaden ist wirklich einen Besuch wert, darüber hinaus findest du nur einen Steinwurf davon entfernt die Überreste der alten Stadtmauer.
Wir kamen natürlich nicht um eine Pizza herum und waren schwer beeindruckt von Sibiu. Wir hätten wirklich nicht damit gerechnet, dass Hermannstadt so sehenswert ist und waren vom Charme der knapp 150 Tausend Einwohner Stadt begeistert. Da sie auch das Tor der Karpaten genannt wird, war sie außerdem perfekt für unsere weitere Erkundung Rumäniens, denn unsere Tour führte uns über die Transfogarascher Hochstraße tiefer nach Transsilvanien.