45° Celsius im Schatten und wir im 27 Jahre alten VW-Bus ohne Klimaanlage. Von der Westküste Italiens über Val d‘Orcia kommend flüchteten wir vor der drückenden Hitze wieder ans Meer, genauer gesagt nach Sirolo an die Ostküste des Stiefels. Die Abkühlung im belebten Urlaubsort hatten wir auch bitter nötig!
Das Angebot an Campingplätzen war hier überraschend groß und wir fanden einen Stellplatz für drei Nächte in einem kleinen, überschaubaren Platz nahe des Zentrums. Der erste Punkt der Tagesordnung war anschließend natürlich der Sprung ins Meer, doch dies sollte sich etwas komplizierter gestalten, als wir es uns vorgestellt hatten. Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie war es in Sirolo erforderlich einen Platz am Strand per App zu buchen, um die Besucheranzahl zu regulieren. Wollten wir dann auch machen. Allerdings können Touristen die im Ort wohnen, dies nur bis zu 48 Stunden im Voraus durchführen, dazu erhaltet ihr einen Code der eingegeben werden muss. Dies geschieht über die App iBeach, hierzu müsst ihr die Region, den Ort und den Tag auswählen. Beim Aufenthalt ohne Reservierung drohen hohe Geldstrafen. Na toll, dachten wir uns, wieder einen Tag schwitzen. Nach längeren versuchen und weiteren Recherchen im Internet entdeckten wir einen öffentlichen Strand, bei dem keine Buchung nötig war. Wir fackelten nicht lange und marschierten los.
Für die nächsten Tage reservierten wir uns gleich den Strand San Michele, dieser grenzt linkerhand an den Strand Sassi Neri und rechterhand an den Strand Urbani. Während unserer Aufenthalte wurden nirgends Kontrollen durchgeführt, aber man muss sein Glück ja nicht auf die Probe stellen! Grundsätzlich sind alle Strände leider mit Liegen und Sonnenschirmen zugepflastert, was unserem Idealbild eines Strandes definitiv nicht entspricht. Aber es gibt immer wieder Abschnitte, die frei sind und in denen man sich dann auch richtig wohlfühlen kann.
Sirolo befindet sich im Nationalpark Parco del Conero, der sich ideal für Radtouren und Wanderungen eignet. Auch wir starteten zu Fuß eine Tour zur Bucht Due Sorelle. Der abgelegene Strand kann nur per Boot, Kanu oder eben zu Fuß erreicht werden. Wir haben im voraus schon einige Artikel gelesen, dass der Weg hinab teilweise gesperrt sei. Da aber entlang des Weges etliche Aussichtspunkte beschrieben waren, tat das unserer Motivation keinen Abbruch. Und zur Sicherheit hatten wir natürlich auch eine Reservierung getätigt.
WANDERUNG DUE SORELLE
GEHZEIT - 2 h
DISTANZ - 8,5 km
HÖHENUNTERSCHIED - 270 m
SCHWIERIGKEIT - mittel
STARTPUNKT - Kirche Sirolo
Vom Campingplatz aus starteten wir unseren Weg durch das Stadtzentrum, folgten der Straße bis zu einer Kirche, um anschließend den Anstieg auf einem Feldweg zu bewältigen. Dem Wanderweg 301 folgend passierten wir zahlreiche Spots, an denen sich sowohl das Meer, die Stadt als auch die oben aufgeführten Strände herrlich betrachten ließen. Nach 4 Kilometern und zahlreichen Schweißperlen später erreichten wir den Aussichtspunkt Passo del Lupo. Hier wartete aber bereits die Polizei und die Carabinieri auf die ankommenden Wanderer. Ein Abstieg zum Strand Due Sorelle war hier nicht möglich. Die Aussicht auf den Strand ist aber vom hochgelegenen Pass atemberaubend. Frei nach dem Motto Dreistigkeit siegt, habe ich den Polizisten gefragt, ob ich hier meine Drohne starten dürfte, mit der Gewissheit einer Verneinung. Der Mann in Uniform konnte zu meiner Verwunderung kein Englisch, und da meine Italienisch Kenntnisse auf "uno, dos, tres" beschränkt sind, kleiner Scherz am Rande, packte ich das Gerät aus und erklärte ihm mit Händen und Füßen, dass es fliegen kann und ich Fotos vom Strand machen will. Er nickte nur und so startete ich die Drohne. Als ich bereits ein paar Minuten am steuern war, kam plötzlich der Carabinieri von hinten aufgelöst auf uns zu gelaufen. "ZONA MILITARE! ZONA MILITARE!" Das hab sogar ich verstanden. Etwas irritiert drehte ich mich um und erklärte ihm, dass mir der Polizist erlaubt hätte hier zu starten. Nach einer kurzen Diskussion auf Italenglisch, ein paar Wörter verstehe ich dann doch, klärten wir, dass der Berg einer Militärzone angehört. Wenn ich aber nur das Meer und den Strand ablichte, ist das Fliegen kein Problem. Die Fotos wollten sie im Nachgang aber nicht mal sehen. Nach dem ich meinen Rundflug abgeschlossen hatte, genossen wir noch für ein paar Augenblicke die Aussicht, bevor wir den Marsch zurück zum Campingplatz antraten.
Abends verbrachten wir herrliche Stunden in den kleine Restaurants und Bars im Stadtzentrum und ließen es uns beim schmackhaften Wein gut gehen. Von hier oben bietet sich einem übrigens auch ein herrlicher Blick auf die nahegelegenen Stadtstrände. Am letzten Tag wollten wir eigentlich noch eine Kanutour zum Strand Due Sorelle starten, da uns am Vortag wie oben beschrieben der Zugang verweigert wurde. Allerdings fühlte sich Lui an diesem Morgen gesundheitlich nicht fit, weshalb wir beschlossen dieses Abenteuer nicht anzutreten. Für uns waren die Tage im spannenden Sirolo gezählt und es ging weiter zum Nationalpark Monte San Bartolo und dem kleinen Ort Fiorenzuola di Focara, der uns beide vom Hocker hauen sollte!