WANDERUNG RIU PISCIARONI
GEHZEIT - 3 h
DISTANZ - 7 km
HÖHENUNTERSCHIED - +480 m
SCHWIERIGKEIT - mittel
Wir blicken aus dem Fenster und ahnen nichts Gutes. Bereits von drinnen können wir den Wind hören, der durch die engen Gassen von Badesi pfeift. Unsere Befürchtungen bestätigen sich, die Bäume neigen sich im Wind und einzelne Oliven fallen auf den sandigen Boden. Perfektes Wetter zum Kitesurfen sage ich lachend zu Lui, aber nicht für unser eigentliches Vorhaben am heutigen Tag! Unser Ziel ist der höchste Gebirgszug im Norden Sardiniens, das Monte Limbara Massiv.
Zwei Tage später ist es so weit. Der Wind hat sich gelegt und wir fahren mit unserem VW-Bus ins Landesinnere. Wir passieren den malerischen Ort Aggius und sind von der Landschaft begeistert. Große Felsen sind in grüne Wiesen eingebettet, die vorwiegend als Schafweiden genutzt werden. Korkeichen zieren den Straßenrand und wir halten kurz, um das Ganze auf uns wirken zu lassen. Die meisten Eichen wurden bereits geschält und uns leuchtet das rostrot der Stämme entgegen, denn Sardinien, insbesondere die nördliche Region Gallura, ist eines der wichtigsten Kork Produktionsgebiete. So stellt die Insel circa 90 % der italienischen Korkproduktion und sogar 20 % des weltweiten Angebots des nachwachsenden Rohstoffes. Erst wenn der Baum circa 25 Jahre alt ist, wird er das erste Mal geschält. Anschließend dauert es circa 10 Jahre bis genügend Rinde für die nächste Ernte zur Verfügung steht. Nach maximal 9 Ernten ist der Stamm nicht mehr ertragsfähig, wobei die Qualität der Ernte von Mal zu Mal steigt.
Den nächsten Ort Tempio Pausania lassen wir links liegen und erreichen den Startpunkt unserer Wanderung. Ein kleiner Wanderparkplatz (Koordinaten 40.86436272374155, 9.12900084623182). Wir schnüren unsere Wanderschuhe, schultern den Rucksack und marschieren los. Vorbei an einem Wildgehege, das wenn wir die italienischen Infotafeln richtig interpretiert haben, Steinböcke beherbergt. Der schmale Trampelpfad führt zunächst bergab und dann weiter am Zaun entlang bergauf. Anschließend schlängelt sich dieser entlang der Schlucht des Riu Pisciaroni. Den Wegweisern Richtung "Vallicciola" folgend überqueren wir den Bach und müssen in der Folge mehrere Pausen einlegen. Der Wanderweg führt steil bergauf und wir sind mehr als erleichtert, dass wir diese Tour nicht vor zwei Tage bei windigem Wetter gestartet sind. Der Großteil der Strecke befindet sich unter dem Blätterdach von alten Steineichen, was bei starkem Wind durchaus ein Sicherheitsrisiko darstellen kann.
Nach 2 km erreichen wir ein Plateau, das uns einen ersten Blick auf die Landschaft, die hinter uns liegt, erlaubt. Und bereits hier haben sich die Anstrengungen gelohnt. Doch wir sind noch nicht am Ziel unserer heutigen Wanderung angelangt. Der Weg führt weiter bergauf. Stetig, aber nicht so steil wie zu Beginn. Große Steinblöcke ragen nun zwischen den Bäumen, welche hier oben nicht mehr Eichen, sondern Kiefern sind, hervor. Und nach weiteren 1,4 km erreichen wir einen malerischen Aussichtspunkt, der uns einen tollen Blick auf den Monte Limbara erlaubt.
Das Massiv besteht aus mehreren Gipfeln, wobei der Punta Balistreri mit 1.363 Metern der höchste ist und somit auch der größte Berg im Norden Sardiniens. Auf diesem wurden einige Sendetürmen errichtet. Aus diesem Grund führt auch eine Straße fast bis zum Gipfel. Wir setzen uns im Windschatten der massiven Felsen. Denn auch wenn es während der Wanderung nahezu windstill war, pfeift es uns hier oben ganz schön um die Ohren.
Grundsätzlich könnte man von hier aus noch weiter in den kleinen Ort Vallicciola wandern und anschließend die Gipfel erklimmen, von denen man bei gutem Wetter bis nach Korsika sehen kann. Wir begnügen uns jedoch heute mit dem Blick von unserem Aussichtsplateau und nach einer entspannten Zeit rappeln wir uns auf und treten den Rückweg an. Die Wanderung zum Monte Limbara in der Nähe der Stadt Tempio Pausania können wir dir auf jeden Fall empfehlen. Der Aufstieg ist zwar durchaus anstrengend, aber es bietet sich dir ein beeindruckender Einblick in die nördliche Landschaft Sardiniens! Wir rollen vom Landesinneren wieder zurück nach Badesi. Die kommenden Tagen werden wir am Strand beim Wellenreiten verbringen, bevor wir Sedini und dessen Höhlenwohnungen erkunden!