Wir sitzen in unserem VW-Bus, draußen regnet es und die Temperaturen klettern nur noch selten in den zweistelligen Bereich. Der Herbst ist ziemlich rasch in Rumänien angekommen und wir überlegen hin und her, ob eine Wanderung durch eine Klamm bei diesem Wetter Sinn macht, geschweige denn Spaß mit sich bringt. Schlussendlich haben wir unseren inneren Schweinehund überwunden und bereuen es keineswegs.
Von der Felsformation Râpa Rosie ist es eine gute Stunde Fahrzeit, um in die Stadt Turda zu gelangen. Wie es in der Region Siebenbürgen nun einmal so ist, hat auch diese eine Deutsche Bezeichnung, die auch dem nahen Canyon seinen Namen gibt. Die Thorenburger Schlucht ist eine der Sehenswürdigkeiten in diesem Gebiet. Die Felsen der Klamm ragen nur einen Steinwurf von der Ansiedlung entfernt in den Himmel. Ein hohes Felsmassiv in einer sonst eher flachen Landschaft, ein echter Blickfang. Um zum Beginn der Klamm zu gelangen, folgen wir der Straße DJ103G. 20 Minuten später rollen wir auf einen großflächigen, kostenlosen Parkplatz.
Nach der Begrüßung der streunenden Hunde und einer kleinen Stärkung aller Beteiligten, studieren wir noch kurz die Wandertafel am Parkplatz. Wir wissen jedoch unseren Weg und folgen einer gut gelaunten Hündin in den Wald. Den Eingang des Naturschutzgebiets Cheile Turzii erreichen wir bereits nach einigen Hundert Metern. Nach einer massiven Hängebrücke stehen zwei Holzhütten, die grundsätzlich den Eintritt von 5 RON (~ 1 €) pro Person kassieren. Doch an diesem verregneten Septembertag sind die Hütten verweist und wir spazieren tiefer in den Canyon hinein.
Der Pfad, erkennbar am roten Kreuz auf weißem Hintergrund, leitet uns eben und gut begehbar an einem Bach entlang. Nur vereinzelte Stellen verlangen etwas Geschick, sind aber zusätzlich mit Stahlseilen gesichert. Einige Hängebrücken führen uns über den Bach und geben den Blick auf die Kalksteinwände der Klamm frei, die mehrere Hundert Meter aufragen. Und plötzlich blitzt am Felsen etwas auf. Bei näherer Betrachtung bemerken wir einige Bohrhaken, die zur Absicherung von Kletterer dienen. Denn neben dem Naturschutzgebiet, das 1938 gegründet wurde, ist der Turda Gorge auch eines der bedeutendsten Klettergebiete in ganz Rumänien. Nach einer Stunde und gut drei Kilometern gelangen wir an das Ende der Thorenburger Schlucht und machen kehrt. Demselben Weg zurück folgend, erreichen wir nach dieser entspannten Wanderung unseren Bus.
Wir sind froh uns trotz des wechselhaften Wetters aufgerafft zu haben. Die Thorenburger Schlucht war die Überwindung definitiv wert. Nach einer atemberaubenden Zeit in Rumänien neigt sich unser Aufenthalt dem Ende zu, doch ein letztes Ziel haben wir uns für den Schluss aufgehoben. In Turda gibt es ähnlich wie in der Ocnele Salt Mine ein stillgelegtes Salzbergwerk, die Salina Turda, das mit einem unterirdischen Freizeitpark viele Besucher anlockt!