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Schon vor unserer Asien-Reise stand fest, dass wir gerne einmal in das Klosterleben in Thailand eintauchen möchten. Den Alltag der Mönche zu erleben, aber auch die Einführung in die Meditation reizte uns sehr. Gefühlt haben wir das ganze Internet auf den Kopf gestellt, um ein passendes Kloster zu finden. Rein zufällig sind wir dann auf das Wat Pa Tam Wua Forest Monastery im Norden Thailands gestoßen, das glücklicherweise auch noch auf unserer ungefähren Route liegt. Das vor circa 20 Jahren errichtete Kloster empfängt ganzjährig ohne Voranmeldung Besucher. Jeder ist willkommen! Vorausgesetzt wird aber die Einhaltung der Regeln, wie zum Beispiel Alkohol- und Rauchverbot, aber auch das nicht berühren des anderen Geschlechts. Im Gegenzug wird einem kostenlose Kost und Logis angeboten und am Ende des Aufenthalts kann eine freiwillige und gerngesehene Spende erbracht werden.
Anreise nach Wat Pa Tam Wua
Der einfachste Weg führt über das beliebte Hippie-Dorf Pai, in dem auch wir einige Nächte verbracht haben. Jeden Tag verkehren um 7 Uhr und 11:30 Uhr gelbe Sammeltaxis, die dich für 120 Baht (~ 3,20 €) direkt zum Kloster bringen. Ein Ticket vorab zu erwerben ist nicht möglich, sei also früh an der Kreuzung gegenüber des Baanpai Restaurants. Rund zwei Stunden dauert die Fahrt, die über kurvige Straßen führt, aber an einigen Stellen hast du einen fantastischen Ausblick auf die beeindruckende Landschaft.
Ankunft und Check-In
Wie bereits erwähnt, bringt dich das gelbe Sammeltaxi direkt zur Rezeption. Bevor es aber weitergeht, musst du einen Corona-Schnelltest durchführen, den du selbst mitbringen musst. Ohne Test kann dich das Kloster nicht aufnehmen! Danach folgt das übliche Prozedere, sprich die Angaben deiner persönlichen Daten und wie lange du im Wat Pa Tam Wua bleiben möchtest. Auch werden die Regeln, die während des Aufenthalts befolgt werden müssen, hier erläutert. Anschließend wirst du noch mit Bettzeug und weißen Klamotten ausgestattet und kannst dich dann in deiner Unterkunft kurz ausruhen.
Unterkunft
Das weitläufige Gelände, das mit Fischteichen und großen Rasenflächen angelegt und von dichtem Dschungel umgeben ist, verfügt über zwei Arten von Unterkünften. Mit etwas Glück kannst du einen eigenen Bungalow mit Bad ergattern, ansonsten gibt es Geschlechter getrennte Schlafsäle. Luxus brauchst du aber nicht erwarten. Entweder du schläft auf einem Holzbett, ohne Matratze versteht sich, oder auf dem Fußboden. Doch die Unterkünfte sind sehr sauber und mit ordentlichen Fliegengittern und Ventilatoren ausgestattet.
Zeitplan
Nach der Einführung beginnt auch schon der Kloster-Alltag mit all seinen Facetten. Eine Teilnahme an allen Punkten ist Pflicht, schließlich ist dies kein Erholungszentrum. Auch gehört das pünktliche Erscheinen, sprich immer 10 Minuten vor der eigentlichen Uhrzeit zum guten Ton. Es ist durchaus unhöflich, in die Halle zu huschen, wenn die Mönche bereits sitzen oder du zeitgleich mit ihnen ankommst.
05:00 Uhr Morgenmeditation
Der Tag beginnt mit einer eigenständigen Meditation in deinem Bungalow oder Zimmer. Falls du in einem Schlafsaal bist, kannst du dich auch auf den Stühlen am Fischteich niederlassen. Pflicht ist dieser Punkt nicht, sollte aber für einen guten Start in den Tag durchaus ausgeführt werden. Nach deiner Meditation kannst du anschließend in der Dharma-Halle helfen. Egal ob wischen, kehren oder die Essensschüsseln für die anschließende Opfergabe an die Mönche vorzubereiten, jede helfende Hand wird gerne gesehen.
06:30 Uhr Opfergabe an die Mönche
Jeder schnappt sich eine Schüssel gefüllt mit Reis und positioniert sich in der Halle. Achte hier unbedingt darauf, dass Männer und Frauen getrennt sind. Anschließend wird jedem Mönch ein Löffel Reis als Opfer dargebracht. Dabei sollte weder die Opferschale der Mönche berührt noch Reis am Boden verteilt werden. Die Zeremonie erzeugt gutes Karma und kann auch außerhalb der Klostermauern auf den Straßen beobachtet werden.
07:00 Uhr Frühstück
Endlich ist es Zeit für die erste Mahlzeit des Tages, das Frühstück. Mit deinem Teller von der Opfergabe geht es an den gedeckten Esstisch. Thailändisches Frühstück bestehend aus Reis und Gemüse wird täglich serviert. Zusätzlich noch etwas Obst oder Gemüse und fertig ist die sättigende Mahlzeit. Das Essen im Kloster ist immer vegetarisch. Und jemanden, der deinen Teller wegräumt, gibt es nicht, denn all deine benutzten Gegenstände müssen nach Verwendung von dir abgespült werden.
08:00 Uhr Gemeinsame Morgenmeditation
Pünktlich um 8 Uhr beginnt die gemeinsame Morgenmeditation, die sich aus verschiedenen Teilen zusammensetzt. Den Anfang macht die Walking-Meditation. Bei dieser schreitet die gesamte Gruppe rund eine Stunde durch den Klostergarten. Anschließend wird zu einer 45-minütigen sitzenden Meditation übergegangen. Solltest du nicht so lange auf dem Boden sitzen können, sind auch Plätze mit Stühlen vorhanden. Auch hier sollte wieder darauf geachtet werden, dass die Reihen getrennt vom Geschlecht sind. Zu guter Letzt beantworten die Mönche noch die Fragen der Besucher.
10:30 Uhr Opfergabe an die Mönche und Mittagessen
Ähnlich zur morgendlichen Opferung wird auch hier wieder den Mönchen Essen dargeboten. Allerdings tragen hier nur Männer die Opferschalen der Mönche zum Esstisch und es wird abgewartet, bis sie gefüllt sind. Nach einer kurzen Danksagung und einem Gebet dürfen auch die restlichen Teilnehmer zum Tisch und sich ihren Magen vollschlagen, denn das Mittagessen ist die letzte Mahlzeit am Tag. Diesbezüglich wird sich an die 227 täglichen Regeln der Mönche angelehnt, in denen es heißt, dass nach 12 Uhr keine Speisen mehr eingenommen werden dürfen.
12:50 Uhr Nachmittagsmeditation
Diese Praxis wird wieder mit einer einstündigen Walking-Meditation gestartet, die allerdings durch den Dschungel und bergauf führt. Nach dieser doch etwas anstrengenden Einheit folgt eine 30-minütige sitzende und im Gegensatz zur morgendlichen Routine noch eine liegende Meditation von ebenfalls rund 30 Minuten. Es ist keine Seltenheit, dass einige Teilnehmer bei dieser einschlafen.
16:00 Uhr Reinigung der Anlage
In dieser einen Stunde soll jeder Besucher des Klosters seinen Anteil beitragen, schließlich pflegt sich das riesige Gelände nicht von alleine. Es stehen verschiedene Aufgaben an, ob Laub rechen, Kissen für die Meditation vorbereiten oder deinen eigenen Bungalow putzen.
17:00 Uhr Freizeit
Ja, auch das gibt es im Kloster und hier stehen den Teilnehmer alle Möglichkeiten offen. Es kann zum Beispiel ein kurzer Ausflug zu den Höhlen unternommen werden, die sich auf dem Gelände befinden oder du ruhst dich einfach in deinem Zimmer oder am Fischteich aus. Doch auch hier gelten natürlich die Regeln, so ist es zum Beispiel verboten, sich ins Gras zu legen.
18:00 Uhr Abendmeditation
Der letzte Punkt des langen Tages steht an. Der Abendgesang, das sogenannte Chanting, dauert rund 45 Minuten und umfasst eine Reihe an verschiedenen Versen und Danksagungen. Nach einer weiteren dreiviertel Stunde in der sitzenden Meditation ist der Tag offiziell beendet.
20:00 Uhr Ausklingen des Tages
Bei einer gemütlichen Tasse Kaffee oder Kakao kannst du deinen Tag Revue passieren lassen oder dich mit anderen Teilnehmer austauschen. Auch empfehlen dir die Mönche eine letzte Meditation alleine in deiner Unterkunft durchzuführen. Doch spätestens um 22:00 Uhr werden alle Lichter gelöscht und der Ablauf beginnt am nächsten Morgen von vorne.
FAZIT
Nach sieben Nächten fiel es uns ziemlich schwer, dieses ruhige und wunderschöne Gelände zu verlassen. Der Mix aus Meditation, Alltag und Natur ist in unseren Augen der perfekte Ausgleich zu den anstrengenden Reisetagen. Auch die Meditationen klappten von Tag zu Tag besser und wir werden künftig versuchen diese regelmäßig in unseren Alltag zu integrieren. Wir sind beide aber auch überrascht worden, leider im negativen Sinn. Denn wir hätten nicht mit so vielen Touristen gerechnet, die sich hierher verirren. Versteh uns nicht falsch, jeder darf diesen Ort besuchen, doch man sollte die richtigen Absichten und den nötigen Respekt mitbringen. Das Kloster ist kein Erholungsort und auch keine Luxusunterkunft. Die Menschen, die hierher kommen, möchten eine Einführung in die Vipassana-Meditation erhalten. Daher stell dir zuerst die Frage, ob dieser anstrengende Alltag und die Art der Meditation etwas für dich ist! Wenn du allerdings bereit bist, in den Alltag eines Buddhistischen Klosters einzutauchen, du am Thema Meditation interessiert bist und du etwas über dich selbst lernen willst, dann können wir dir den Aufenthalt nur empfehlen!